Donnerstag packen wir nun unsere sieben Sachen und machen uns auf das zu tun weshalb wir hier sind – das Land erkunden. Das Ziel soll die Quelle des Rio BioBio sein. Ein bisschen mulmig ist mir schon. Aber die ganze Zeit nur zu Hause sitzen und die Zeit totschlagen, ist auch keine Alternative. Bei Los Angeles verlassen wir die Routa 5 (Panamericana) und fahren Richtung Berge. Der Weg wird immer schöner und atemberaubender. Die Wildnis rückt näher. In Ralco (Alto BioBio) finden wir spontan eine Cabana – besser gesagt, zwei Cabanas. Die großen Cabanas sind für die kommende Nacht von einer deutsch-österreichischen Wandergruppe belegt. Diese reisen jedoch am nächsten Tag ab und wir können dann eine große haben. Ralco ist noch ein ganzes Stück von der BioBio-Quelle entfernt, aber von dieser Seite kommen wir eh nicht bis zur Quelle, weil der Weg dann einfach nicht mehr weiter geht. Die Quelle erkunden wir dann ein anderes mal.





Die Kinder sind begeistert – eine Cabana nur für sich allein, ohne Eltern und mit Fernsehr und Chips. Aber vorher gehen wir noch einkaufen, laufen ein Stück zu einem nahen Flüsschen und grillen zum Abendbrot. Leider haben wir das Flüsschen nur rauschen gehört und dennoch war der Spaziergang herrlich. Die Luft ist so klar hier.



Freitag folgen wir einer weiteren Empfehlung des Cabana Besitzers. Wir fahren ca. 2 Stunden weiter den Rio BioBio hoch und zweigen dann zur Laguna el Barco ab. Allein der Weg ist die Anreise schon wert. Wunderschöne Blicke auf die Gipfel der Anden und deren Vulkane bekommen wir immer wieder zu sehen. Die Kombination aus Fluss sowie Berge ist sowieso bezaubernd und wir sehen den ersten Araukarien-Wald. Steffen ist begeistert. Er findet diese Bäume absolut faszinierend.








Wir beobachten unter anderem einen Mann der mit bloßer Muskelkraft den Stausee entlang rudert und ca. 10 Baumstämme hinter sich herzieht. Und auf dem Weg begegnen uns immer wieder freilaufende Nutztiere wie Ziegen, Schafe, Hund und sogar Schweine. Alles wirkt recht ärmlich, aber ordentlich und gepflegt. Da haben wir schon anderes hier in Chile gesehen. Wenn man sich die äußere Erscheinung der Grundstücke ansieht, wird der Eindruck erweckt, dass die Mapuchen ein fleißiges und ordentliches Volk sind. Es ist einfach ein Genuss die Schotterpiste entlang zu fahren und die Umgebung in sich aufzunehmen.


Und dann sind wir endlich da. Nur eine unbesetzte Schranke trennt uns noch von unserem Ziel. Da steht ein als Ofen umfunktionalisiertes Fass in dem ein Feuer brennt. Also muss doch jemand da sein. Steffen geht ein paar Schritte und ruft, aber niemand antwortet. Vor der Schranke führt rechts ein Weg entlang, wir beschließen diesen zu nutzen und kommen auf der anderen Seite der Schranke wieder heraus. Nun bahnen wir uns unseren Weg zum See und suchen eine Stelle zum parken. Die finden wir auch direkt am See, mit herrlichem Blick auf das Wasser sowie die Berge, einen kleinen Spielplatz ganz aus Holz (sogar die Rutsche ist aus Holz) und einer Feuerstelle – Perfekt!!! Mittlerweile ist es Mittagszeit. Marie-Luise hat, weshalb auch immer, in ihrer Hosentasche Streichhölzer. Trockenes Holz ist auch schnell gefunden. Dem warmen Mittagessen steht nichts mehr im Wege. Das restliche Grillgut vom Vorabend ist schnell erwärmt und fast genauso schnell in den hungrigen Mündern verschwunden. Es ist herrlich hier. Die Kinder spielen am Wasser, der einspeisende Fluss rauscht und die Ruhe ist einfach super. Nur die etwas entfernten Angler stören die Ruhe immer wieder mit ihren lauten Rufen.







Nach einer Weile kommt eine Familie einen Pfad herunter auf uns zu. Die Frau gibt uns zu verstehen, dass wir hier Eintritt bezahlen müssen. Und fragt warum wir hier ohne bezahlen sind. Steffen macht ihr verständlich, dass wir bezahlen wollten, aber niemand da war. Ja, die Familie hat ein Picknick gemacht und deshalb waren sie nicht da. Wir bezahlen 5.000 Peso und sie ziehen zufrieden ab.
Jetzt wollen wir den See etwas erkunden, packen etwas zu Trinken sowie ein paar Kekse ein und nehmen den Weg, den die Familie gekommen ist. Der Weg führt direkt am Wasser entlang bis wir auf einen breiteren Weg kommen. Hier müssen wir uns entscheiden. Es sieht so aus, als ob der Weg am See weitergeht. Also folgen wir ihn. Aber schnell stellen wir fest, dass wir uns geirrt haben. Wir schlagen uns auf dem vermeidlichen Weg weiter durch, bis es nur noch einen Ausweg gibt – den Hang hoch. Dort hoffen wir wieder auf einen richtigen weg zu treffen und das tun wir auch. Wir folgen also jetzt auf dem Bergrücken weiter dem Ufer. Es ist wunderschön!




Leider müssen wir schon bald umkehren, weil wir ja noch eine ziemliche Strecke als Heimweg vor uns haben. Dieses Mal nutzen wir allerdings den offiziellen Weg und entdecken sogar eine Orchidee sowie andere schöne Blumen. Am Auto zurück werden noch zwei Eidechsen gefangen und bestaunt. Auf dem Weg haben wir immer wieder braune und blaugrüne Eidechsen gesehen.




Die Heimfahrt ging deutlich schneller. Steffen und Marie-Luise besorgen den Einkauf, während ich das warme Abendessen zubereite – Nudeln und Tomatensoße. Die große Cabana ist viel größer als die beiden anderen. Die drei Kleinen Kinder schlafen oben unter dem Dach und Friedrich darf ein Zimmer mit Ehebett ganz für sich allein haben. Das nutzt er dann auch, um zu lesen. Irgendwie hat der Besitzer heute eine paar junge Männer eingeladen, um eine Party in seiner Scheune zu machen. Nicht wirklich lustig für uns. Er dreht die Musik so laut auf, dass wir denken, wir sitzen direkt daneben. Den Kindern fällt es einigermaßen schwer einzuschlafen. Steffen geht hin und bittet um Ruhe. Die Ruhe hält nicht einmal 5 Minuten. Nach dem dritten Mal gibt er auf. Und so gehen wir gefrustet gegen 22:00 auch ins Bett und versuchen zu schlafen. Vorher haben wir beschlossen, am nächsten Tag abzureisen. Schade, dass es so endet. 🙁
Und das Wetter unterstützt unseren Plan. Es regnet am Morgen in strömen. Wir frühstücken früh und packen unsere Sachen. Als wir gegen 9:00 fertig sind. Liegt alles noch wie ausgestorben da. Wir legen das Geld mit einem kleinen Brief in die Cabana und fahren nach Hause.
Der Rest des Wochenendes verläuft recht ruhig, mit aufräumen und spielen. Aufgrund der Unruhen wurde beschlossen, dass es am Sonntag nur eine Versammlung gibt.
Wir unterhalten uns mit einigen Mitgliedern unserer Kirche über die Situation in Chile. Sie sind verunsichert und wissen selber nicht, wie es weiter geht. Solch eine Situation haben sie noch nie in Chile erlebt. Sie hoffen, dass es sich beruhigt und die Forderungen der Menschen gehört sowie umgesetzt werden. Die gesamte Woche über hat es in Concepcion Demonstrationen gegeben und Straßensperren, die oft brannten. Aus der „kleinen“ Fahrpreiserhöhung ist ein lauter brutaler Aufschrei geworden, der sich über das gesamte Land erstreckt. Ein Volk nimmt die massiven Ungerechtigkeiten in ihrem Land nicht mehr hin. Allerdings kann ich überhaupt nicht verstehen, warum sie dabei soviel zerstören müssen. Es ist doch abzusehen, dass den Wiederaufbau irgendjemand bezahlen muss. Es bleibt also spannend.




































































