2019-10-27 Alto BioBio

Donnerstag packen wir nun unsere sieben Sachen und machen uns auf das zu tun weshalb wir hier sind – das Land erkunden. Das Ziel soll die Quelle des Rio BioBio sein. Ein bisschen mulmig ist mir schon. Aber die ganze Zeit nur zu Hause sitzen und die Zeit totschlagen, ist auch keine Alternative. Bei Los Angeles verlassen wir die Routa 5 (Panamericana) und fahren Richtung Berge. Der Weg wird immer schöner und atemberaubender. Die Wildnis rückt näher. In Ralco (Alto BioBio) finden wir spontan eine Cabana – besser gesagt, zwei Cabanas. Die großen Cabanas sind für die kommende Nacht von einer deutsch-österreichischen Wandergruppe belegt. Diese reisen jedoch am nächsten Tag ab und wir können dann eine große haben. Ralco ist noch ein ganzes Stück von der BioBio-Quelle entfernt, aber von dieser Seite kommen wir eh nicht bis zur Quelle, weil der Weg dann einfach nicht mehr weiter geht. Die Quelle erkunden wir dann ein anderes mal.

Auf dem Weg nach Alto BioBio.
Endlich Pause!
Ein Fluss fliest in den Rio BioBio.
Mittag 😋

Die Kinder sind begeistert – eine Cabana nur für sich allein, ohne Eltern und mit Fernsehr und Chips. Aber vorher gehen wir noch einkaufen, laufen ein Stück zu einem nahen Flüsschen und grillen zum Abendbrot. Leider haben wir das Flüsschen nur rauschen gehört und dennoch war der Spaziergang herrlich. Die Luft ist so klar hier.

Der Berg hat eine Mütze 😁
Guck mal da sind einfach Schweine an dem Weg.
Guten Appetit!

Freitag folgen wir einer weiteren Empfehlung des Cabana Besitzers. Wir fahren ca. 2 Stunden weiter den Rio BioBio hoch und zweigen dann zur Laguna el Barco ab. Allein der Weg ist die Anreise schon wert. Wunderschöne Blicke auf die Gipfel der Anden und deren Vulkane bekommen wir immer wieder zu sehen. Die Kombination aus Fluss sowie Berge ist sowieso bezaubernd und wir sehen den ersten Araukarien-Wald. Steffen ist begeistert. Er findet diese Bäume absolut faszinierend.

Das ist ein Vulkan der raucht. Das ist also nicht einfach nur eine Wolke. 😉
Der Rio BioBio ist immer wieder aufgestaut. Heute passieren wir zwei Stauseen.
Unser erster Araukarien-Wald.
Was für Bäume.

Wir beobachten unter anderem einen Mann der mit bloßer Muskelkraft den Stausee entlang rudert und ca. 10 Baumstämme hinter sich herzieht. Und auf dem Weg begegnen uns immer wieder freilaufende Nutztiere wie Ziegen, Schafe, Hund und sogar Schweine. Alles wirkt recht ärmlich, aber ordentlich und gepflegt. Da haben wir schon anderes hier in Chile gesehen. Wenn man sich die äußere Erscheinung der Grundstücke ansieht, wird der Eindruck erweckt, dass die Mapuchen ein fleißiges und ordentliches Volk sind. Es ist einfach ein Genuss die Schotterpiste entlang zu fahren und die Umgebung in sich aufzunehmen.

Was für eine Ausdauer und Geduld.

Und dann sind wir endlich da. Nur eine unbesetzte Schranke trennt uns noch von unserem Ziel. Da steht ein als Ofen umfunktionalisiertes Fass in dem ein Feuer brennt. Also muss doch jemand da sein. Steffen geht ein paar Schritte und ruft, aber niemand antwortet. Vor der Schranke führt rechts ein Weg entlang, wir beschließen diesen zu nutzen und kommen auf der anderen Seite der Schranke wieder heraus. Nun bahnen wir uns unseren Weg zum See und suchen eine Stelle zum parken. Die finden wir auch direkt am See, mit herrlichem Blick auf das Wasser sowie die Berge, einen kleinen Spielplatz ganz aus Holz (sogar die Rutsche ist aus Holz) und einer Feuerstelle – Perfekt!!! Mittlerweile ist es Mittagszeit. Marie-Luise hat, weshalb auch immer, in ihrer Hosentasche Streichhölzer. Trockenes Holz ist auch schnell gefunden. Dem warmen Mittagessen steht nichts mehr im Wege. Das restliche Grillgut vom Vorabend ist schnell erwärmt und fast genauso schnell in den hungrigen Mündern verschwunden. Es ist herrlich hier. Die Kinder spielen am Wasser, der einspeisende Fluss rauscht und die Ruhe ist einfach super. Nur die etwas entfernten Angler stören die Ruhe immer wieder mit ihren lauten Rufen.

Die Schranke.
Unser Parkplatz entpuppte sich als Zeltplatz. Aber wir haben niemanden Zelten gesehen.
So ein Lagerfeuer ist doch was schönes.
Was es hier alles zu entdecken gibt.
Ist das schön hier.

Nach einer Weile kommt eine Familie einen Pfad herunter auf uns zu. Die Frau gibt uns zu verstehen, dass wir hier Eintritt bezahlen müssen. Und fragt warum wir hier ohne bezahlen sind. Steffen macht ihr verständlich, dass wir bezahlen wollten, aber niemand da war. Ja, die Familie hat ein Picknick gemacht und deshalb waren sie nicht da. Wir bezahlen 5.000 Peso und sie ziehen zufrieden ab.

Jetzt wollen wir den See etwas erkunden, packen etwas zu Trinken sowie ein paar Kekse ein und nehmen den Weg, den die Familie gekommen ist. Der Weg führt direkt am Wasser entlang bis wir auf einen breiteren Weg kommen. Hier müssen wir uns entscheiden. Es sieht so aus, als ob der Weg am See weitergeht. Also folgen wir ihn. Aber schnell stellen wir fest, dass wir uns geirrt haben. Wir schlagen uns auf dem vermeidlichen Weg weiter durch, bis es nur noch einen Ausweg gibt – den Hang hoch. Dort hoffen wir wieder auf einen richtigen weg zu treffen und das tun wir auch. Wir folgen also jetzt auf dem Bergrücken weiter dem Ufer. Es ist wunderschön!

Auf dem offiziellen Weg lässt es sich super laufen.
Der inoffizielle Weg ist schon eine Herausforderung.
Auf dem Kamm machen wir eine wohlverdiente Pause.

Leider müssen wir schon bald umkehren, weil wir ja noch eine ziemliche Strecke als Heimweg vor uns haben. Dieses Mal nutzen wir allerdings den offiziellen Weg und entdecken sogar eine Orchidee sowie andere schöne Blumen. Am Auto zurück werden noch zwei Eidechsen gefangen und bestaunt. Auf dem Weg haben wir immer wieder braune und blaugrüne Eidechsen gesehen.

Die Orchidee – Name: unbekannt
Im Original sind die Farben viel kräftiger und leuchtender.

Die Heimfahrt ging deutlich schneller. Steffen und Marie-Luise besorgen den Einkauf, während ich das warme Abendessen zubereite – Nudeln und Tomatensoße. Die große Cabana ist viel größer als die beiden anderen. Die drei Kleinen Kinder schlafen oben unter dem Dach und Friedrich darf ein Zimmer mit Ehebett ganz für sich allein haben. Das nutzt er dann auch, um zu lesen. Irgendwie hat der Besitzer heute eine paar junge Männer eingeladen, um eine Party in seiner Scheune zu machen. Nicht wirklich lustig für uns. Er dreht die Musik so laut auf, dass wir denken, wir sitzen direkt daneben. Den Kindern fällt es einigermaßen schwer einzuschlafen. Steffen geht hin und bittet um Ruhe. Die Ruhe hält nicht einmal 5 Minuten. Nach dem dritten Mal gibt er auf. Und so gehen wir gefrustet gegen 22:00 auch ins Bett und versuchen zu schlafen. Vorher haben wir beschlossen, am nächsten Tag abzureisen. Schade, dass es so endet. 🙁

Und das Wetter unterstützt unseren Plan. Es regnet am Morgen in strömen. Wir frühstücken früh und packen unsere Sachen. Als wir gegen 9:00 fertig sind. Liegt alles noch wie ausgestorben da. Wir legen das Geld mit einem kleinen Brief in die Cabana und fahren nach Hause.

Der Rest des Wochenendes verläuft recht ruhig, mit aufräumen und spielen. Aufgrund der Unruhen wurde beschlossen, dass es am Sonntag nur eine Versammlung gibt.

Wir unterhalten uns mit einigen Mitgliedern unserer Kirche über die Situation in Chile. Sie sind verunsichert und wissen selber nicht, wie es weiter geht. Solch eine Situation haben sie noch nie in Chile erlebt. Sie hoffen, dass es sich beruhigt und die Forderungen der Menschen gehört sowie umgesetzt werden. Die gesamte Woche über hat es in Concepcion Demonstrationen gegeben und Straßensperren, die oft brannten. Aus der „kleinen“ Fahrpreiserhöhung ist ein lauter brutaler Aufschrei geworden, der sich über das gesamte Land erstreckt. Ein Volk nimmt die massiven Ungerechtigkeiten in ihrem Land nicht mehr hin. Allerdings kann ich überhaupt nicht verstehen, warum sie dabei soviel zerstören müssen. Es ist doch abzusehen, dass den Wiederaufbau irgendjemand bezahlen muss. Es bleibt also spannend.

2019-10-23 Eine Woche des Wartens

Montag ist nun also schulfrei. Da wir überhaupt nicht abschätzen können wie es weiter geht, der Tank fast leer ist und über Nacht Geschäfte geplündert und abgebrannt wurden, fährt Steffen gleich 7:00 los und tankt. Außerdem versucht er noch Geld abzuheben – ohne Erfolg. 8:30 macht er sich auf den Weg und geht einkaufen – Obst, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, Reis… Wir füllen unsere Vorräte noch etwas auf. Überall sieht man Polizei und Soldaten. Schon ein komisches Gefühl vor dem Laden Soldaten patrouillieren zu sehen – aber in Anbetracht der Lage auch ein Gefühl der Sicherheit.

Paul darf Steffen beim Einkaufen begleiten.
Am Anfang war es noch recht ruhig, aber an den Kassen war es dann richtig voll. Dazu kommt, dass die Läden wegen des Ausnahmezustandes nur bis 14:00 geöffnet haben.

Friedrich soll noch schnell ein paar Brötchen aus dem Unimarkt holen, weil sie im Jumbo schon leer sind. In der Zeit backen Marie-Luise und Martje Kuchen. Der Kuchen ist fast fertig und die Jungs sind immer noch nicht zurück. Langsam werde ich nervös. Gerade als ich losgehen will, kommen sie wieder – die Kassen waren brechend voll und sie mussten mehr als eine halbe Stunden warten. 🤨

Am späten Nachmittag kommen die Familien Rodemerk sowie Würth zum Kaffeetrinken und Lage analysieren. 18:00 müssen sie schon wieder zu Hause sein – die Ausgangssperre ist auf 18:00 bis 6:00 ausgeweidet worden. Und die Schule wird auch am Dienstag ausfallen.

Wir genießen den selbst gebackenen Kuchen der Mädels und die frischen Waffeln.

Wir verfolgen Abends im Internet auf biobiochile.cl die Entwicklungen im Land und in Concepcion. Bevor wir ins Bett gehen sehen wir nochmal aus dem Fenster und sehen eine riesige schwarze Qualmwolke. Die haben doch tatsächlich einen Sodimac (Baumarkt) in der Stadt angebrannt. Wir sind ziemlich fassungslos wegen der sinnlosen Zerstörung überall in der Stadt. Und gleichzeitig dankbar, dass wir in San Pedro de la Paz bis jetzt keine Zwischenfälle hatten.

Dienstag haben wir nun wieder frei. Wir wollen allerdings nicht den ganzen Tag zu Hause verbringen, deshalb beschließen wir etwas auf unserer Flussseite zu erkunden. In der Nähe soll es einen tollen Wasserfall geben. Also machen wir uns auf den Weg. Leider versperrt uns bald ein Tor den Weg. 🤔🤨 Laut google gibt es zwei Wege dort hin. Aber auch der zweite führt nicht zum Ziel. 😮 Was nun? Dann halt noch mal in den Parque Alessandri. Der war beim letzten Mal sehr schön und heute ist das Wetter sogar besser – dann muss es noch schöner werden. Der Weg ist wirklich wunderschön und urig. Man fühlt sich teilweise wie im Urwald. Und auch die Lianen laden wieder zum durch die Luft schwingen ein.

Beim Aussichtspunkt knallt die Sonne so, dass wir uns schützen müssen. Wir haben die Sonnencreme vergessen.
Nein, es ist nicht kalt. Die Jacke dient als Sonnenschutz.

Am Nachmittag ist auch bei unserem Unimarkt eine Demo angekündigt. Die Anwohner sind etwas nervös. Steffen muss zum Zahnarzt und dort vorbei. Hinwärts war es ein überschaubares Grüppchen von 10 Leuten, heimwärts sind es schon deutlich mehr:

Am anderem Ende unsere Straße gibt es eine Kriesensitzung – Was machen wir, wenn der Mopp in unsere Straße kommt und wie können wir sie aufhalten? 🤣 Sie ziehen tatsächlich in Betracht eine Straßensperre zu errichten.

Steffen ist Mittwoch noch mal unterwegs, um ein paar Besorgungen zu machen. Dabei fährt er mit Friedrich am abgebrannten Sodimac vorbei.

Nachmittags sind wir bei Familie Rodemerk zum Kaffee eingeladen. Und Steffen bekommt langsam Hummeln in den Po. Der dritte Tag in Folge frei und Donnerstag soll auch wieder frei sein. Da wird wohl am Freitag auch frei sein. Denn Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Da können wir doch wegfahren. Gesagt getan. Am Donnerstag packen wir unsere sieben Sachen zusammen und fahren einfach los – Richtung BioBio-Quelle nach Alto BioBio.

2019-10-21 Was für eine Woche…

Diese Woche fing mit einem schönen Ereignis an, gleich zwei Geburtstage standen an – von meinem Bruder und von Simone. 😊 Den von meinem Bruder konnte ich leider nicht mit feiern 😥, aber den von Simone haben wir ein bisschen gefeiert.

Am Mittwoch habe ich meine vier Kinder geschnappt, das Kanu, die Paddel, die Schwimmwesten sowie ein Picknick und bin mit ihnen zur Laguna Grande gefahren. Das Boot vom Dach geschnallt, alles zum Wasser geschleppt und ab ging es über den See. Der Wind hat ganz schön geblasen und wir mussten uns ganz schön durchkämpfen. Aber es war schön. Wir haben sogar zwei Schildkröten auf einem umgekippten Baum im Wasser gesehen. Die Begeisterung war groß. Nach einer knappen Stunde waren wir wieder am Auto. Den Abend ließen wir mit einem Film ausklingen.

Steffen wurde dafür in der Schule verwöhnt. Es war Dia del profe. Auch dieser Tag wird gefeiert. Es gib extra einen Acto (Feierstunde mit Auszeichnung) und am Nachmittag ein Büfette für die Lehrer.

Donnerstag ging es wieder mit dem Kanu aufs Wasser. Dieses Mal überquerten wir den Rio BioBio. Leider konnte Friedrich nicht mit dabei sein, weil er lange Schule und Fußballtraining hatte. 🙁

Die erste Herausforderung haben wir geschafft 😉 – das Kanu zum Wasser die Böschung runter bringen. 😅

Wir sind noch nicht mal alle im Kanu, da platscht es laut neben uns. „War das ein riesen Fisch…das war kein Fisch. Das war sein Seelöwe!“ „Ich habe Angst. Ich will nicht mehr mit.“ Marie-Luise und Hans verlassen das Kanu wieder fluchtartig. Ich wollte gerade einsteigen. Mit etwas Überredung steigen sie doch wieder ein un die Fahrt kann endlich losgehen.

Nachdem wir etwas mehr als die Hälfte geschafft haben, sitzen wir auf einer Sandbank fest. Steffen steigt aus und zieht uns ein weites Stück. Als wir dann das zweite Mal festsitzen, reicht es Marie-Luise – sie steigt aus und zieht mit.

Mit genügend Wasser unterm Kanu fahren wir dann ein Stück flussabwärts und queren ihn dann wieder zurück. Ich bin schon etwas fertig. Der Fluss hat so viele Wirbel, die es echt schwierig machen, das Kanu auf Kurs zu halten.

Freitagabend ist Steffen bei einer großen Lehrertagsfeier, organisiert vom Vorstand der Schule. Es war alles sehr gediegen und fein. Eines können die Chilenen auf jeden Fall – FEIERN. 😅 An diesem Abend erfährt Steffen das erste Mal von den Unruhen in Santiago. Und wir erst am nächsten Morgen.

Samstag hat Friedrich vom Sportclub aus ein großes Fußballturnier. Und der Rest der Familie macht sich auf in Richtung Halbinsel Hualpen. Wir haben auf der Karte irgendeine Ruine entdeckt, die wir uns live ansehen wollen und von dort aus etwas wandern/entdecken gehen wollen. Der Ort heißt Caleta Chome. Martje erzählt uns, dass die Ruine eine alte Walfabrik ist. Davon ist aber nichts mehr zu sehen. Es sind auch keine Schautafeln da. Und ich dachte schon, dass es eine Schloss-Ruine oder so etwas sei.

Dieser kleine Ort ist dafür ein Ausgangsort zum Tauchen. Als wir ankamen, machte sich gerade eine kleine Gruppe bereit zu tauchen. Die Kinder schauen fasziniert zu.

Steffen schlendert hinterher, weil er schon am Auto so viel zu entdecken hat.
Wow, ist das interessant!
Und ich bestaune die Umgebung. Es sind Unmengen von Vögeln über den Felsen. Ganz Schwärme von Pelikanen.
Die alte Walfabrik von oben.
Der Blütenstand einer Agave.
Unsere Entdeckercrew

Nach einem Picknick und dem ausgiebigen Beobachten der Bundscharben, begeben wir uns wieder auf Entdeckertour. Wir finden einen winzigen Trampelpfad runter zum Geröllstrand und folgen der Küste bis zu den großen Höhlen. War das cool!

In einem Gezeitentümpel finden wir Unmengen Seesterne, Seeigel …
… und Käferschnecken.
Steffen möchte unbedingt einen Seestern aus dem Wasser holen, erwischt aber nur einen Seeigel. Selbst die Kälte nimmt er dafür liebend gerne in Kauf.

Steffen möchte nicht wieder den selben Weg zurück gehen, also erklimmen wir den Küstenhang, kämpfen uns durchs Gebüsch und Agavendickicht. Wir haben alle kleinere Schrammen als Erinnerung davongetragen. Zum Glück fanden wir dann doch noch einen Weg.

Gegen 15:15 sind wir wieder zu Hause und müssen auch gleich wieder los. Heute ist noch eine Aktivität für die Kinder in der Kirche und ich bin noch soooo fertig von der Tour. 🤨 Steffen geht also zu Friedrichs Fußballturnier und ich gehe mit den drei anderen zur Aktivität. Es trafen sich 6 Gemeinden. Jede hat ein kleines Märchen einstudiert und vorgeführt. Unsere Kinder haben „Der Hirtenjunge und der Wolf“ aufgeführt.

Hans war der Jäger, Marie-Luise und Paul waren Bäcker. Ursprünglich sollte Paul der Hund von Hans sein, aber er war recht müde und hatte keine Lust drauf.

Während der Aktivität schrieb mir Steffen, dass das Turnier vorzeitig abgebrochen wurde, weil es große Unruhen in Concepcion gab. Nun ist es also auch hier. Hier in San Pedro de la Paz haben wir davon nichts mitbekommen. Wir sind ruhig schlafen gegangen.

Sonntagmorgen ging es dann heiß her in den Klassenchats. Da haben wir dann langsam mitbekommen, dass es zu großen Ausschreitungen, mit brennenden Barrikaden, gekommen ist. Die Kirchenführer haben auf Grund dessen die Versammlungszeiten auf eine Stunde gekürzt. Nachmittags wurde dann eine Ausgangssperre für 22:00 angekündigt. Diese wurde dann auf 20:00 vorverlegt, weil es in einigen Stadtteilen zu Plünderungen gekommen war. Für die staatlichen Schulen wurde für Montag der Unterricht ausgesetzt. Die privaten Schulen müssen das selber entscheiden. Gegen 14:30 kam die Information, dass auch für uns die Schule am Montag ausfällt. Wir verbrachten den Nachmittag mit Gesprächen und Brettspielen bei Familie Würth. Durch die uns erreichenden Informationen wurde die Stimmung immer angespannter.

Zu Hause angekommen, packten wir unsere Notrucksäcke und besprachen, wie wir uns im Notfall verhalten. Die Kinder halfen wie die Bienchen. Sie wollten überhaupt nicht ins Bett gehen, kamen dann aber relativ schnell zu Ruhe und schliefen gegen 21 Uhr ein. Nur Friedrich wollte einfach nicht ins Bett. Er wollte auch die Bilder und Nachrichten sehen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl gingen wir dann schließlich 23:00 ins Bett. Vorher schaute ich noch mal aus dem Fenster und sah es in Concepcion brennen – schon wieder. Aber bei uns ist alles ruhig!

Hoffentlich kommen die Notrucksäcke NIE zum Einsatz!

So schnell kann sich das Blatt wenden: Am Samstagvormittag erleben wir noch Natur-Abenteuer und Sonntagabend die Unruhen eskalierender Demonstrationen.

2019-10-13 41. Kalenderwoche

Diese Woche habe ich so gut wie nichts geschafft. Ich hatte zwei kranke Kinder zu Hause. Marie-Luise war am Montag schon auf dem Weg in die Schule und kam gleich wieder nach Hause. Ihre Halsschmerzen sind zu schlimm, sie kann nicht in die Schule gehen. Also verkrümelt sie sich mit einem Buch wieder ins Bett. Fieber hat sie auch. Am Mittwoch beklagt sich Paul auch über Halsschmerzen. Also bleibt auch er zu Hause. Die beiden genießen die Zeit in Mamas und Papas Bett, hören Hörspiele und steckern ein Glasuntersetzer nach dem anderen. Wir können jetzt eine Party mit unterschiedlichen Glasuntersetzern ausstatten. 🤣

Heute wurde auch endlich der Garten gemacht. Eigentlich sollte das vor unserem Einzug passieren. Jetzt sind endlich die Dachrinnen leer und das Wasser kann ordentlich abfließen. Die Bäumchenhecke wurde geschnitten, jetzt kommt mehr Sonne in den Garten.

Am Mittwochabend geht es den beiden wieder recht gut. Steffen kommt nach Hause und macht den Vorschlag, dass es Eis geben könnte. Also essen wir gemeinsam Eis. Im nachhinein war das keine gute Idee. Paul liegt am nächsten Tag mit 39,9°C im Bett und will einfach nur in Ruhe gelassen werden und auch Marie-Luise hat wieder Fieber. 😒🙄 Eigentlich wollten wir heute Nachmittag mit dem Kanu auf den Rio BioBio um Vögel zu beobachten. Daraus wird nun doch nichts. 😥

Hans und Steffen ziehen trotzdem los. Zwar nicht mit dem Kanu auf den BioBio, aber sie haben eine wundervolle abenteuerliche Zeit zusammen an der nördlichen Flussmündung – Decembocadura. Sie entdecken Kletterfelsen und sogar eine Piraten-Höhle. ☠ 😁

Sie entdecken nicht nur wilde Tiere…
…auch reisende Wasserfälle,…
…und eine Piraten-Höhle.
Hier hängen sogar Kochen an der Decke – was für ein Abenteuer.
Dahinten irgendwo wohnen wir.

Aber die Woche ist noch nicht vorbei. Am Freitag geht es ruhig zu. Wir grillen Abends nur mit den Würths bei uns. Aber am Samstag gibt es wieder viel zu tun. Marie-Luise und Paul sind wieder einigermaßen fit. Die Würths haben eine Probe-Reitstunde für 10:30 organisiert. Wir schnallen also unser Kanu auf das Dach und fahren los. Der Reitstall liegt auf dem Weg nach Decembocadura. Heute wollen wir endlich unser Boot zu Wasser lassen. Aber erst einmal auf zum Reiten.

Man merkt, dass Marie-Luise noch nicht ganz fit ist. Sie wirkt etwas zurückhaltend und etwas unsicher. Außerdem sind die Steigbügel zu lang für sie und sie können nicht kürzer gestellt werden. Dafür schlägt sich aber recht gut. Das Beste für sie war, dass sie galoppieren durfte.

Zum Aufwärmen wird das Pferd erst einmal etwas rumgeführt.
Und dann geht es endlich los.

Während die Mädels (Martje und Marie-Luise) reiten stromert Steffen mit den anderen Kindern rum. Sie entdecken den Modellflugplatz und sind hellauf begeistert. Die Modellflugzeuge sind teilweise so groß wie ein Erwachsener, werden mit Kerosin geflogen und sind ziemlich schnell.

Nach einer kurzen Fahrtstrecke sind wir endlich an der Flussmündung, schnallen unser Kanu vom Dach, beladen es und bringen den ersten Schwung auf die Insel zum Picknicken. Steffen muss vier mal hin und her fahren bis alle, die wollen, drüben sind.

Picknick
Paul liebt seine Schwimmweste. Und er wird ziemlich sauer, wenn er sie ausleihen muss. 🙄😅
Die Vögel haben sich auf die kleine Sandbank zurückgezogen. Nur nach der Ebbe, wurde sie ein Teil unserer Insel. 😅
Die Insel-Kundschafter kehren zurück.
Jetzt geht es endlich los – in die Piraten-Höhle. Steffen möchte sie gerne mal vom Wasser aus betreten.

Und da verschwinden sie in die Höhle:

Landemanöver in voller Länge 😅🤣

Endlich wieder Land unter den Füßen:

Höhlenforscher:

Während Steffen mit den anderen noch weitere Höhlen mit dem Kanu erkunden möchte, gehen Marie-Luise und Martje die Piraten-Höhle noch mal auf dem Landweg erkunden. Auf dem Rückweg findet und fängt Marie-Luise eine „Blindschleiche“, die sich als kleine Schlange entpuppt. 😅 Papas Tochter!

Auf dem Rückweg halten wir noch an einem Museum an, bei dem so eine Art Mittelalter-Markt ist. Und ja, da wird sogar gekämpft. Ich hätte nicht gedacht, dass es so eine Szene auch in Chile gibt, weil es ja hier nicht wirklich das Mittelalter mit Rittern und so gab. Aber das ist wohl eher auf die Phantasie-Szene mit Elfen und Hobbits zurück zuführen. Die Stände sind nicht mit den Mittelalter-Märkten in Deutschland zu vergleichen. Wirklich mehr so eine Spielerei, aber mit Herzblut. 🙂

Ein ereignisreicher und schöner Tag neigt sich dem Ende.

2019-10-03 Tag der Deutschen Einheit

Heute war also der Tag der Deutschen Einheit. Und die deutsche Schule hat es gefeiert. Anders als ihren chilenischen Feiertag, aber sie haben einen Acto (eine Aktivität) gehabt. Der Kindergarten hat wieder Tänze eingeübt. Natürlich in „typisch“ deutscher Kluft 😅 – in Dirndl und Lederhose. 😂

Die Großen haben die deutsche Geschichte in verschiedenen Fächern aufgearbeitet und unter Anderem kleine Theaterstücke dazu eingeübt. Das konnte ich mir leider nicht ansehen. Aber Steffen hat danach ziemlich beeindruckt davon berichtet. Es hat ihn dazu gebracht, über seine Sichtweise auf andere Regime nachzudenken. Er hat z.B. die DDR ganz anders wahrgenommen als andere in der DDR. Für ihn war vor allem lehrreich, wie andere Länder darauf sehen und sie das miterlebt haben bzw. gespiegelt bekommen haben.

Und womit assoziieren andere Länder mit Deutschland assoziieren – mit Dirndl, Lederhose, Weißwurscht, Brezel und Bier. Gute Arbeit Bayern. 😉

Fast alle Kindergartenkinder kamen tatsächlich auch in bayrischer Tracht. Mit ein paar Ausnahmen, zu denen die deutschen Kinder gehörten. 🤣

Die Kinder tanzten zu deutschen Kinder- und Volksliedern. So süß!

Die letzten zwei Wochen haben sie sich in ihren Gruppen intensiv mit Deutschland beschäftigt, die typisch deutsche Blume (das Edelweiß 😂) und die deutsche Fahne gebastelt. Ich konnte Paulchen nicht davon überzeugen, dass das Edelweiß keine typisch deutsche Blume ist. 🤣 Welche Blume könnte man eigentlich als typisch deutsch bezeichnen? Ich habe mich gerade mal belesen: “ Deutschland hat übrigens keine offizielle Nationalblume. Im 19. Jahrhundert galt die Kornblume aufgrund ihrer Farbe als preußische Nationalblume und wird deshalb auch heute noch vereinzelt als deutsche Landesblume angesehen.“ ( https://pos-artfleur.com/nationalblume/ 04.10.2019, 10:57) Dafür haben wir einen Nationalbaum – die Deutsche Eiche.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann fällt mir nicht viel zu „typisch Deutsch“ ein. Zu Thüringen ja, aber zu Deutschland. Das liegt sicher an der Geschichte und an den Bundesländern. Was meint ihr?

Zur Feier des Tages waren wir heute das erstmal in Chile Essen. Die Kinder waren etwas skeptisch und entschieden sich deswegen für den deutschen Sportclub mit seinem Restaurant. 😅