Feuerland! Ich wollte schon immer mal nach Feuerland. Keine Ahnung warum, aber ich wollte da schon immer mal hin. Ich wusste bis zu unserer Entscheidung dahin zufahren, nicht einmal, dass das eine Insel ist – genauer gesagt, eine Inselgruppe. Sie sind genau durch den Meridian 68° 36′ westlicher Länge zwischen Chile und Argentinien aufgeteilt. Da die Magellan Straße komplett den Chilenen gehört, müssen die Argentinier erst durch Chile, um mit dem Auto auf ihren Teil der Insel zu kommen. D.h. zwei mal die Grenze passieren. Weil wir uns zwei Grenzgänge sparen wollen, bleiben wir nur auf der chilenischen Seite Feuerlands.
Der Name Feuerland suggeriert, es zumindest feurige Regionen auf der Insel geben muss. Es gibt nicht einmal einen aktiven Vulkan dort. Das Wetter ist kalt und unbeständig. Der Name stammt aus der Zeit der Entdeckung der Magellan Straße. Als Magellan an Feuerland vorbei segelte, sahen sie die Feuer der Ureinwohner an der Küste. Daraufhin nannten sie die Inseln Tierra del Fuego.
Wir fahren also am 29.01.2020 gegen 9:00 mit der Fähre von Punta Arenas nach Porvenir auf Feuerland. Die Tickets haben wir online gekauft und wollen jetzt einfach auf die Fähre. Aber so einfach ist das gar nicht. Allein die Beschilderung ist schon irreführend. Wir fragen einen „netten“ völlig gestressten Mann (ich weiß gar nicht wo von???) wie wir auf die Fähre kommen. „Da hinten anstellen.“ O.k. also stellen wir uns hinten an. Jetzt ergeben die Schilder auch mehr Sinn. Wieder vorn bei dem netten Herrn. „Nein, mit den online Karten müssen Sie erst ins Büro und die dort ausdrucken.“ Hätte er das nicht gleich sagen können?! Also, zum Büro. Nach einer Weile kommt Steffen wieder und sagt, dass nur der Fahrer mit dem Auto auf die Fähre fahren darf, die anderen müssen zu Fuß drauf. Jetzt verstehe ich auch, warum man so früh da sein muss. 🙄 Wir sind dann schlussendlich alle auf der Fähre. 😅 Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden. Steffen und die Kinder haben sich Plätze in der ersten Reihe vor einem riesigen Bildschirm gesichert. 🤣
Als es dann losgeht, erkunden Steffen, Paul und ich die Fähre und beobachten das Meer. Wer weiß, vielleicht sichten wir ja Wale. Und tatsächlich, wir sehen den Blas und die Rückenflose von etwa 3 Walen. Wow. Wir holen ganz schnell die anderen drei. Sie haben Glück und können die Wale auch noch sehen. Den Rest der Fahrt verbringen wir drinnen. Die Kinder sehen Coco auf Spanisch, Steffen schreibt Reisetagebuch und ich lese.









Heute müssen wir in Porvenir unsere Vorräte auffüllen und wir wollen die einzige Königspinguin-Kolonie Chiles besuchen. Ich freu mich ja schon so darauf. Schade, dass Björn nicht mitkommen kann. Als Kin waren Kaiserpinguine immer seine Lieblingstiere. Und Königspinguine sehen genauso aus, nur dass sie etwas kleiner sind.
In Porvenir besuchen wir unser erstes Museum in Chile. Wir erhoffen uns einige Informationen über die Geschichte Feuerlands, über die Ureinwohner und deren Bräuche und über die Flora und Fauna. Es war ganz nett, aber viele neue Informationen gab es nicht. Die alten Fotos der ausgerotteten Ureinwohner waren sehr interessant.

Porvenir 
Straßenschilder haben alle diese Figur drauf 
und das ist eine besondere Verkleidung der Ureinwohner. 
Einkaufen 
Mh, lecker! Eis!
Die Straße führt uns durch Steppe und wir sehen Schafe ohne Ende. Hier kann man nur Schafe halten. Für Kühe gibt es zu wenig Nahrung und Ackerbau ist aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht möglich. Es gibt viel mehr Schafe auf der Insel als Menschen.
Und dann sind wir endlich da. Wir werden am Eingang gefragt, ob wir gebucht hätten. „Wie jetzt, hätten wir etwa vorbestellen müssen???“. „Nein, Sie haben Glück. Es sind gerade keine Busse da. Kommen Sie rein.“ Als erstes bekommen wir eine Einführung zu den Tieren und die Entwicklung. Die nette junge Frau erzählt uns, dass die Königspinguine seit etwas 10 Jahren hier brüten. Vorher hatten sie es immer wieder probiert, aber Touristen sind einfach hin gelaufen und haben sich zwischen die Pinguine zum fotografieren gestellt. Das hat die sensiblen Tiere so gestört, dass sie ihre Eier im Stich gelassen haben und die Brut abgebrochen haben. Vor zehn Jahren hat der Landbesitzer sofort reagiert und sein Land um die Pinguine eingezäunt. Die junge Frau ist seit damals dabei und arbeitet freiwillig für das kleine Schutzgebiet. Zunächst gab es keine Beobachtungshütten und Eintrittshäuschen. Das hat sich in den folgenden Jahren Stück für Stück entwickelt. Die Touristen werden mit Kleinbussen in einer Tagestour zu den Pinguinen gebracht. Acht Stunden Fahrt nehmen sie dafür in kauf. Nach dem Tag können sie sagen: „Ich war auf Feuerland und ich habe Königspinguine gesehen“.




Und dann dürfen wir sie endlich sehen. Uns trennt etwas Wasser von der Brutkolonie. Sie sind nicht mal ansatzweise so aktiv wie die Magellan-Pinguine. Sie stehen oder liegen einfach nur da. Sie können größer als Paul werden und sie sehen wunderschön aus. Ich bin begeistert.












Nach ca. einer Stunde verlassen wir die Pinguine und fahren weiter. Wir wissen noch nicht so richtig wo wir übernachten wollen. Und es fängt schon wieder an zu regnen. Außerdem ist es extrem windig. D.h. ein Dach übern Kopf wäre schon ziemlich klasse. In Cameron versuchen wir zum ersten Mal unser Glück. Cameron ist eine Art Dorf. Es hat sogar eine eigene kleine Schule. Wir fragen einen älteren Herrn, ob es nicht eine Cabana im Dorf gäbe. „Ja, da gibt es eine sehr hübsche. Dahinten kommt gerade die Besitzerin.“ Wir halten die junge Frau an und fragen sie. „Hahahha. Nein, eine Cabana habe ich nicht, aber einen Zeltplatz. Und Cabanas gibt es hier nicht.“ O.k. wir schauen uns den Campingplatz an. Die nächsten Cabanas sind bestimmt noch 2 Stunden weg und wenn man die nicht vorgebucht hat, ist es eher unwahrscheinlich, dass man da eine bekommt. Also bleiben wir hier.
Der Campingplatz Los Pioneros ist wirklich hübsch. Es gibt einen neuen Toiletten-Komplex mit Duschen und eine überdachte Sitzmöglichkeit. Für die Zelte gibt es Podeste. Feuerholz und Feuerstelle gibt es auch. Der Campingplatz liegt direkt an einem größeren Bach. Hans und Paul sind sofort am Wasser und bauen einen Hafen. Der Regen wir leider immer heftiger. Der Wind tut sein übriges.
Hans und Paul kommen durchnässt unters Dach. Paul ist so durchgefroren, dass er in seinen Schlafsack kriecht. Während wir auf das Essen warten, bauen wir das kleine Zelt unterm Dach auf und bringen es an seinen Bestimmungsort. Das funktioniert mit dem Großen leider nicht. Wir haben keine rechte Idee wie wir es relativ trocken aufbauen können.
Ich schaue mir die Duschen an und beschließe einfach in der Dusche zu schlafen. Wir sind eh allein auf dem Zeltplatz, d.h. es kann eh niemanden stören. Steffen findet die Idee klasse. Wir richten uns jeweils zu dritt in den beiden Duschen an. Es ist trocken und windgeschützt.






Am nächsten Morgen hat der Regen aufgehört. Wir bauen das zweite Zelt bei Sonnenschein auf, frühstücken und machen uns auf den Weg nach Caleta Maria. Viel südlicher kommt man auf chilenischer Seite fast nicht mehr. Es wird gerade eine Straße in einen weiter südlich gelegenen Nationalpark gebaut. Da ist noch richtig Wildnis zu finden. Leider reicht unser Sprit und unsere Zeit nicht mehr, um das zu erkunden. Für die knapp 200 km brauchen wir Sprit als gedacht und geplant.






Auf dem Weg nach Caleta Maria sehen wir einen umgestürzten LKW. Das macht uns bewusst, dass man im Falle eines Unfalls ziemlich lange auf Hilfe warten muss. Ich fahre etwas vorsichtiger. Kurz darauf sehen wir eine riesige alte Maschine, ähnlich einem Tagebaubagger, am Straßenrand. Sie stammt aus der Goldrausch-Phase Feuerlands.




Wir passieren eine Polizei-Station und melden uns an, dass wir nach Caleta Maria fahren. Falls uns etwas passiert, würden sie uns helfen kommen. Ich weiß zwar nicht, wie sie mitbekommen wollen, dass wir Hilfe brauchen, aber es beruhigt trotzdem etwas. Unterwegs sehen wir Guanakos und Biberburgen. Es ist echt beeindruckend, wie diese Tiere ihre Landschaft für sich anpassen.








Nach 5 Stunden kommen wir endlich in Caleta Maria an und uns erwartet eine recht runtergekommene Estancia. Theoretisch kann man von hier aus eine Bootstour zum Gletscher machen. Wir folgen den Schildern, aber es wird schnell klar, dass da heute eh nichts mehr geht. Wir kommen an neu aussehende Häuser und zwei kleine Boote. Mit denen würde ich bei dem Wellengang eh nicht mitfahren. Steffen geht sich erkundigen. Es geht nichts und wenn man da übernachten möchte, kostet das etwa 150 € pro Person. Echt teuer!












Ab hier beginnt unsere Rückreise. Der Rückweg geht deutlich schneller. Wir halten noch am angepriesenen Lago Blanco. Aber nur Paul, Hans und Steffen steigen aus. Der Wind hat sich mittlerweile zu einem ganz schönen Sturm entwickelt. Friedrich klagt über Halsschmerzen und Marie-Luise sowie ich hatten keine Lust darauf, durch geblasen zu werden.

Das Benzin wird langsam knapp. Laut Karte gibt es in Russfin eine Tankstelle. Bis dahin schaffen wir es auf jeden Fall noch. Dort angekommen stellen wir fest, dass die angebliche Tankstelle einfach ein kleiner Benzintank ist und der ist leer. Leer??? Wie sollen wir denn dann von Feuerland wegkommen. Die nächste Tankstelle ist viel zu weit weg. „Vielleicht bekommen wir am Samstag wieder Benzin. Heute geht eh nichts mehr. Der Sturm hat dafür gesorgt, dass keine Fähre heute gefahren ist“. Was nun? Wir fahren erstmal zum Zeltplatz. Was anderes bleibt und ja nicht übrig. Und dann müssen wir halt im Dorf versuchen Sprit aufzutreiben. Unterwegs passieren wieder den umgekippten LKW, der wird gerade geborgen.
Im Dorf versuchen wir eine Lösung für unser Benzin-Problem zu finden. Nach langem Hin und Her hat die Zeltplatz-Besitzerin zwei Kanister (20 l) aufgetrieben, für sage und schreibe 35.000 Peso. Wir haben keine andere Wahl. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag noch einen anderen Ort besuchen, aber das wird jetzt leider nichts mehr. Wer weiß wofür das gut ist.
Diese Nacht teilen wir uns den Campingplatz tatsächlich mit einem anderen sehr netten Pärchen. Sie führen schon seit einigen Jahren Befragungen der Bevölkerung durch, um die Demografische Entwicklung zu dokumentieren. Letztes Jahr sind sie mit ihrem Auto in einem Fluss stecken geblieben und die Flut kam. Das Auto stand unter Wasser und sie mussten einfach warten, bis die Ebbe kam. Hans und Paul spielen noch etwas am Bach. Friedrich ist dick eingepackt und kuschelt sich in seinen Schlafsack. Der Sturm drückt das große Zelt teilweise richtig um. Wir spannen es noch mehr ab. Dennoch drückt eine Böe es noch einmal ein.
Am nächsten Morgen beim Abbau des Zeltes stelle ich dann fest, dass das Gestänge des großen Zeltes einen enormen Knick durch den Sturm bekommen hat. Vorsichtig biege ich es so gut wie möglich wieder gerade. So was blödes. Friedrich geht es etwas besser. Aber die Halsschmerzen sind immer noch nicht weg.






Wir machen uns auf den Weg zur Fähre. Dieses Mal nehmen wir die andere kürzere Fähre. Wir wollen über Argentinien an der Atlantikküste zurück nach Hause fahren. Damit hätten wir den Patagonien komplett abgehackt und wir können uns in den nächsten Sommerferien anderen Zielen widmen.

In Cerro Sombrero gibt es gleich zwei Tankstellen und sie haben Benzin. Wir füllen erleichtert unseren riesigen Tank und fahren weiter zur Fähre. Wir kommen gerade noch rechtzeitig an. Wir fahren drauf und die Fähre legt ab. Perfekt. Eine halbe Stunde später sind wir wieder auf dem Festland. Auf der Fähre treffen wir ein nettes deutsches älteres Ehepaar. Sie bereisen mit einem Wohnmobil Südamerika und berichten ganz begeistert von der Antarktis.










































































































































































































































































































































































































































































































































































































