Wir sind also auf den Weg Richtung Norden. Steffen möchte unbedingt noch einen Abstecher auf die Halbinsel Valdes machen. Hier sollen die Chancen ziemlich gut stehen Wale zu sehen.

Wir sehen am Straßenrand viele Nandus und Guanakos. Und ganz viel trockenes Land. Und dann plötzlich kommen die Geräusche wieder. Und dann ist Schluss. Warnleuchten ohne Ende blinken auf und das Fahrwerk vorne macht super gruslige Geräusche und das Lenkrad ruckelt. Wir halten an und ich überprüfe, ob ich irgendetwas sehen kann – Nichts. Ganz langsam versuchen wir weiter zu fahren. Wenigsten bis in dies nächste Stadt. Nein, das wird nichts mehr, es wird immer schlimmer. Wir halten an. Und wir haben keine Bolsa für Roaming gekauft, d.h. wir können nicht einmal telefonisch Hilfe holen.

Steffen hält einen LKW-Fahrer an. Er schaut sich das Rad an, ob man etwas machen kann. Steffen macht ihm deutlich, so gut es geht, dass da nichts mehr geht. Wir trennen uns, die Kinder und ich bleiben beim Auto und Steffen fährt mit dem LKW in die nächste Stadt – Caleta Olivia. Wir haben keine Ahnung, wie lange wir jetzt warten müssen. Ich habe keine Möglichkeit einen Übersetzer zu nutzen und hier spricht kaum einer Englisch und schon gar nicht Deutsch.





Wir warten an die drei Stunden. Nicht ein Auto hielt an, um zu Helfen. Dann kommt Steffen wieder. Allerdings nicht mit einem Abschleppwagen, sondern mit einem kleinen weißen Auto. Mauricio, seine Schwester (Giovana) und sein Sohn (Charel) begleiten Steffen. Mauricio ist Polizist und half Steffen u.a. eine Cabana zu finden. Er ist der einzige Polizist, der wohl etwas Englisch spricht. Allerdings habe ich davon nur wenig mitbekommen. 😅 Aber er ist sehr hilfsbereit und opfert seine Freizeit, um uns zu helfen. Mauricio erzählte Steffen ganz Stolz, dass seine Schwester auch etwas Englisch spricht. „Toll! Wo hat sie das denn gelernt?“, will Steffen wissen. „In der Kirche.“ „In welcher Kirche denn?“ „In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tag“. „Cool, da sind wir auch Mitglieder“. So klein ist die Welt. 😅


Zurück zum Auto. Wir bocken nun also das Auto auf, kontrollieren das linke Rad, ziehen ein paar Muttern nach und probieren dann einfach weiterzufahren. Ich bin skeptisch. Wir versuchen es. Nach knapp 100 m streike ich. Wer weiß was wir noch alles kaputt machen, wenn wir die 15 km einfach so weiterfahren. Nein, das Risiko will ich nicht eingehen.

Paul, Hans und ich fahren gemeinsam mit Mauricio und seiner Familie zurück nach Caleta Olivia in unsere gemietete Cabana. Als ich sie sehe, würde ich am liebsten heulen – dreckig und runter gerockt. Von Außen sieht sie wirklich hübsch aus, direkt am Meer gelegen. Was besseres können wir halt nicht finden. Schon gar nicht für 6 Personen. Einen Zeltplatz gibt es hier auch nicht. Immerhin gibt es kostenloses WiFi.





Ich schnappe mir die beiden Jungs und gehe auf Nahrungssuche. Mauricio will sich um einen Abschleppwagen kümmern. Wir finden nach ca. 1,5 km eine Bäckerei, kaufen ein paar Brötchen sowie Knusperstangen und laufen am Strand wieder zurück. Wieder in der Cabana lese ich den beiden noch etwas Percy Jackson vor und dann sollen sie endlich schlafen. Pustkuchen! Steffen kommt mit unserem Auto an. Da ist nicht mehr an schlafen zu denken. „Soll das Auto nicht in eine Werkstatt???“ „Das bringen wir morgen hin.“ ??? O.k. dann ist es halt so. Wir räumen das Auto komplett leer und gehen ins Bett.
Zum Frühstück schaut Mauricio in Polizei-Klamotten vorbei und bespricht das weiter Vorgehen mit Steffen. Es ist echt erstaunlich wie gut Steffen schon Spanisch sprechen kann. Ich wäre ja so etwas von aufgeschmissen. Mauricio ist 16:00 mit seinem Dienst fertig und dann wollen die Männer los, das Auto in die Werkstatt bringen.


Wir verbringen den Tag am Strand und gehen am Meer spazieren. Am Vorabend hatten wir einen Spielplatz entdeckt. Auch den untersuchen wir. Und dann ist es 16:00 und das große Warten beginnt. Dann ist Mauricio endlich da. „Wir bringen das Auto jetzt zu meinen Kumpel in die Werkstatt“. „Wie jetzt? Wie willst du das denn machen?“ „Na einfach hinfahren“. „Wie weit ist das denn?“ „1 km, nicht mehr“…am Ende waren es wohl doch knapp 2 km. 🙈
Fachmännisch nehmen sie das Auto auseinander. Nicht die linke Seite ist defekt, die rechte hat es erwischt. Irgendwie ist die Radbefestigung kaputt gegangen. Und jetzt kommt der Hammer – in Argentinien gibt es keine Ersatzteile für dieses Auto. Es wird nicht in Argentinien verkauft, also dürfen auch keine Ersatzteile für das Auto verkauft werden. Die Männer messen und suchen und messen und suchen und finden ein Ersatzteil, dass passen müsste. Aber sicher weiß man das erst, wenn es da und eingebaut ist. Na toll! Aber wir haben keine andere Wahl.





Am Abend kommt Mauricio noch mit seinem Sohn, seiner Mama und Schwester vorbei. Die bleiben ewig da …. bis nach 11:00, obwohl meine Kinder schon im Bett sind und es keine Tür zu ihren Betten gibt. Argentinier halt. 🤣


Wir überlegen, wie es jetzt weiter gehen soll. Das Ersatzteil soll frühestens Freitag da sein. Ab Donnerstag haben wir eine Cabana in Puerto Madryn gebucht. Hier zu warten macht wenig Sinn. Es gibt nicht viel zu tun hier. Wir versuchen eine Mietwagen zu bekommen. In der Größe – no way. Ich habe ganz schön die Nase voll! Irgendwie kommt Mauricios Mama auf die Idee, einen Bus mit Chauffeur zu mieten. Das ist auch nicht teurer als ein Auto zu mieten. Unglaublich, aber wahr. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie an Bargeld rankommen. Ein echtes Problem in Argentinien. Wir finden einen ungewöhnlichen Weg und bekommen mit der Hilfe Mauricios das Geld zusammen.




















Der gesamte Mittwoch besteht für die Kinder und mich aus warten, warten und nochmals warten. Die Kinder spielen am Strand oder lesen. Steffen organisiert, organisiert und organisiert. Ich bin soooo dankbar für ihn!!!
Am nächsten Morgen wollen wir nach Puerto Madryn und werden von einem Chauffeur abgeholt. Voll cool! 😁










































