20-02-05 Caleta Olivia

Wir sind also auf den Weg Richtung Norden. Steffen möchte unbedingt noch einen Abstecher auf die Halbinsel Valdes machen. Hier sollen die Chancen ziemlich gut stehen Wale zu sehen.

Wow! So viele Nandus!

Wir sehen am Straßenrand viele Nandus und Guanakos. Und ganz viel trockenes Land. Und dann plötzlich kommen die Geräusche wieder. Und dann ist Schluss. Warnleuchten ohne Ende blinken auf und das Fahrwerk vorne macht super gruslige Geräusche und das Lenkrad ruckelt. Wir halten an und ich überprüfe, ob ich irgendetwas sehen kann – Nichts. Ganz langsam versuchen wir weiter zu fahren. Wenigsten bis in dies nächste Stadt. Nein, das wird nichts mehr, es wird immer schlimmer. Wir halten an. Und wir haben keine Bolsa für Roaming gekauft, d.h. wir können nicht einmal telefonisch Hilfe holen.

Steffen hält einen LKW-Fahrer an. Er schaut sich das Rad an, ob man etwas machen kann. Steffen macht ihm deutlich, so gut es geht, dass da nichts mehr geht. Wir trennen uns, die Kinder und ich bleiben beim Auto und Steffen fährt mit dem LKW in die nächste Stadt – Caleta Olivia. Wir haben keine Ahnung, wie lange wir jetzt warten müssen. Ich habe keine Möglichkeit einen Übersetzer zu nutzen und hier spricht kaum einer Englisch und schon gar nicht Deutsch.

Steffens Mitfahrgelegenheit
Das blaue Haus ist die Polizei. Es gibt auch eine pinke Frauen-Polizei. 😅
Mauricio fährt mit Steffen in dem Polizeiauto durch die Stadt…
…auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit für uns.

Wir warten an die drei Stunden. Nicht ein Auto hielt an, um zu Helfen. Dann kommt Steffen wieder. Allerdings nicht mit einem Abschleppwagen, sondern mit einem kleinen weißen Auto. Mauricio, seine Schwester (Giovana) und sein Sohn (Charel) begleiten Steffen. Mauricio ist Polizist und half Steffen u.a. eine Cabana zu finden. Er ist der einzige Polizist, der wohl etwas Englisch spricht. Allerdings habe ich davon nur wenig mitbekommen. 😅 Aber er ist sehr hilfsbereit und opfert seine Freizeit, um uns zu helfen. Mauricio erzählte Steffen ganz Stolz, dass seine Schwester auch etwas Englisch spricht. „Toll! Wo hat sie das denn gelernt?“, will Steffen wissen. „In der Kirche.“ „In welcher Kirche denn?“ „In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tag“. „Cool, da sind wir auch Mitglieder“. So klein ist die Welt. 😅

Zurück zum Auto. Wir bocken nun also das Auto auf, kontrollieren das linke Rad, ziehen ein paar Muttern nach und probieren dann einfach weiterzufahren. Ich bin skeptisch. Wir versuchen es. Nach knapp 100 m streike ich. Wer weiß was wir noch alles kaputt machen, wenn wir die 15 km einfach so weiterfahren. Nein, das Risiko will ich nicht eingehen.

Obwohl alles aus war, springt das Auto trotzdem nicht mehr an. Die Batterie ist schon wieder leer. Zum Glück finden wir schnell zwei hilfsbereite Männer mit Starterkabeln.

Paul, Hans und ich fahren gemeinsam mit Mauricio und seiner Familie zurück nach Caleta Olivia in unsere gemietete Cabana. Als ich sie sehe, würde ich am liebsten heulen – dreckig und runter gerockt. Von Außen sieht sie wirklich hübsch aus, direkt am Meer gelegen. Was besseres können wir halt nicht finden. Schon gar nicht für 6 Personen. Einen Zeltplatz gibt es hier auch nicht. Immerhin gibt es kostenloses WiFi.

Marie-Luise, Friedrich und Steffen warten bis Mauricio wieder zurück ist.

Ich schnappe mir die beiden Jungs und gehe auf Nahrungssuche. Mauricio will sich um einen Abschleppwagen kümmern. Wir finden nach ca. 1,5 km eine Bäckerei, kaufen ein paar Brötchen sowie Knusperstangen und laufen am Strand wieder zurück. Wieder in der Cabana lese ich den beiden noch etwas Percy Jackson vor und dann sollen sie endlich schlafen. Pustkuchen! Steffen kommt mit unserem Auto an. Da ist nicht mehr an schlafen zu denken. „Soll das Auto nicht in eine Werkstatt???“ „Das bringen wir morgen hin.“ ??? O.k. dann ist es halt so. Wir räumen das Auto komplett leer und gehen ins Bett.

Zum Frühstück schaut Mauricio in Polizei-Klamotten vorbei und bespricht das weiter Vorgehen mit Steffen. Es ist echt erstaunlich wie gut Steffen schon Spanisch sprechen kann. Ich wäre ja so etwas von aufgeschmissen. Mauricio ist 16:00 mit seinem Dienst fertig und dann wollen die Männer los, das Auto in die Werkstatt bringen.

Entdeckung am Strand beim Mogenspaziergang.
Frühstück

Wir verbringen den Tag am Strand und gehen am Meer spazieren. Am Vorabend hatten wir einen Spielplatz entdeckt. Auch den untersuchen wir. Und dann ist es 16:00 und das große Warten beginnt. Dann ist Mauricio endlich da. „Wir bringen das Auto jetzt zu meinen Kumpel in die Werkstatt“. „Wie jetzt? Wie willst du das denn machen?“ „Na einfach hinfahren“. „Wie weit ist das denn?“ „1 km, nicht mehr“…am Ende waren es wohl doch knapp 2 km. 🙈

Fachmännisch nehmen sie das Auto auseinander. Nicht die linke Seite ist defekt, die rechte hat es erwischt. Irgendwie ist die Radbefestigung kaputt gegangen. Und jetzt kommt der Hammer – in Argentinien gibt es keine Ersatzteile für dieses Auto. Es wird nicht in Argentinien verkauft, also dürfen auch keine Ersatzteile für das Auto verkauft werden. Die Männer messen und suchen und messen und suchen und finden ein Ersatzteil, dass passen müsste. Aber sicher weiß man das erst, wenn es da und eingebaut ist. Na toll! Aber wir haben keine andere Wahl.

Wegen dem Teil können wir nicht weiter.
Auf dem Rückweg.

Am Abend kommt Mauricio noch mit seinem Sohn, seiner Mama und Schwester vorbei. Die bleiben ewig da …. bis nach 11:00, obwohl meine Kinder schon im Bett sind und es keine Tür zu ihren Betten gibt. Argentinier halt. 🤣

Wir überlegen, wie es jetzt weiter gehen soll. Das Ersatzteil soll frühestens Freitag da sein. Ab Donnerstag haben wir eine Cabana in Puerto Madryn gebucht. Hier zu warten macht wenig Sinn. Es gibt nicht viel zu tun hier. Wir versuchen eine Mietwagen zu bekommen. In der Größe – no way. Ich habe ganz schön die Nase voll! Irgendwie kommt Mauricios Mama auf die Idee, einen Bus mit Chauffeur zu mieten. Das ist auch nicht teurer als ein Auto zu mieten. Unglaublich, aber wahr. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie an Bargeld rankommen. Ein echtes Problem in Argentinien. Wir finden einen ungewöhnlichen Weg und bekommen mit der Hilfe Mauricios das Geld zusammen.

Hans und Paul verbringen ganz viel Zeit am Strand und spielen.
Zum Mittag bringen die Männer Pizza mit.
Gibt es hier viele Muschelreste und die sind alle so schön rund geschliffen.
Ebbe!
Marie-Luise erforscht mit Giovana die Gezeitentümpel.
Friedrich beobachtet Vögel.
Hans und Paul gehen Seesterne sammeln.
Abendbrot mit viel Spaß!

Der gesamte Mittwoch besteht für die Kinder und mich aus warten, warten und nochmals warten. Die Kinder spielen am Strand oder lesen. Steffen organisiert, organisiert und organisiert. Ich bin soooo dankbar für ihn!!!

Am nächsten Morgen wollen wir nach Puerto Madryn und werden von einem Chauffeur abgeholt. Voll cool! 😁

2020-02-03 Comandante Luis Piedra Buena

In Rio Gallegos gibt es eine Gemeindehaus unserer Kirche. Und da wir uns bemühen, Sonntags in die Kirche zu gehen, wollen wir hier übernachten. Leichter gesagt als getan. Wir kurven etwas orientierungslos durch die Stadt. Laut unserer App gibt es eine Tourist-Information, aber wir können sie einfach nicht finden. Steffen schafft es dann aber doch noch. Der Rest der Familie wartet geduldig im Auto und beobachtet, wie Männer Toilettenpapier mit einem Flaschenzug in die oberste Etage eines Altersheims befördern. 😅

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist Steffen wieder da. Die Information ist recht hübsch eingerichtet, aber von außen nicht zu erkennen. Es gibt kein Schild, keinen einzigen Hinweis. 🤷‍♀️ Die beiden netten Damen meinen nur, das Rio Gallegos keine Touristen-Stadt sei und es deswegen nicht notwendig sei. Sie beraten Steffen sehr nett und weißen ihn immer wieder daraufhin, dass Rio Gallegos keine Touristen-Stadt ist und es sehr wahrscheinlich keine geeignete Unterkunft für uns geben wird. Sie geben ihm aber trotzdem ein paar Empfehlungen. Außerdem empfehlen sie das weiter nördlich liegende Comandante Luis Piedra Buena. Ein wirklich hübsches Städtchen.

Na ja, da es Friedrich nicht sonderlich gut geht und wir ja Sonntag hier sein wollen. Fahren wir zu den Empfehlungen. Im nachhinein frage ich mich, ob sie uns absichtlich an solche Adressen verwiesen haben, um keine Touristen in der Stadt zu haben. Auf der anderen Seite finden wir auch keine Unterkünfte auf den entsprechenden web-Seiten. Wir fahren also weiter nach Comandante Luis Piedra Buena.

Auf unserem Weg passieren wir einen Nationalpark. Der steht aber nicht auf unserer Liste und wirkt landschaftlich nicht sonderlich einladend. Comandante Luis Piedra Buena wirkt wie ein Wüstenstädtchen am Meer, das im Aufbruch begriffen ist. Überall werden Häuser gebaut. Die Suche nach einer passenden Unterkunft gestaltet sich auch hier als eher schwierig. Wir fragen auf der Straße eine Passantin, diese kennt jemanden und der nette Herr holt uns ab. Er zeigt uns eine Cabana, die für 4 bis 6 Personen ausgegeben ist. Viel zu klein für uns. Er kennt noch eine andere Cabana. Und bringt uns hin. Diese Cabana liegt direkt am Fluss und ist deutlich größer. Nach einigem hin und her, ob die Cabana überhaupt verfügbar ist, bekommen wir sie.

Friedrich verfrachten wir ins Bett, der Rest räumt das Auto leer und Steffen fährt einkaufen. Denn wir haben ja einen Grenzübergang hinter uns, d.h. die frischen Lebensmittel haben wir alle vorher aufgebraucht.

Am nächsten Tag geht es Friedrich wieder schlechter. Er hat Fieber. D.h. er verbringt den Tag im Bett. Marie-Luise leistet ihm Gesellschaft. Sie bleibt auch im Bett und liest. Solche Tage muss es auch mal geben. 😅 Hans und Paul holen ihre Angeln raus und versuchen einen Fisch mit Brot zu fangen. Steffen schreibt Reisetagebuch und beaufsichtige sie dabei. 😄 Am Ufer des Flusses Rio Santa Cruz ist es echt schön und vor allem grün. Eine Stute mit ihrem Fohlen grast etwas abseits von uns und es gibt Sitzbänke sowie größere Bäume.

Zum Mittag grillt Steffen und es gibt Reis sowie Erbsen dazu. Friedrich strengt das Essen so an, dass er gleich wieder ins Bett muss. Steffen, Hans und Paul wollen am Nachmittag das Städtchen erforschen. Sie finden einen tollen Spielplatz. Nach einigen Startschwierigkeiten spielen die Jungs mit den argentinische Kindern Fußball und verabreden sich gleich für den nächsten Tag.

Sonntag ist ein ruhiger Tag. Leider ist die nächste Gemeinde viel zu weit weg und wir können nicht in die Kirche gehen. Steffen, Hans und Paul wollen sich eine schöne Stelle suchen und ein Feuerchen machen. Sie ziehen los, verfolgen den Fluss flussaufwärts und kommen zum Mittagessen wieder.

Das mitgebrachte Brot schmeckt am besten gebraten. 😋

Friedrich geht es schon wieder deutlich besser und deshalb machen wir nachmittags einen kleinen Ausflug. Wir wollen versuchen ans Meer zu kommen. Wir folgen dem Flusslauf auf der anderen Flussseite. Wir kommen nicht bis ans Meer. Vorher versperrt uns eine Industrieanlage oder so etwas wie ein Hafen den Weg. Na ja, war halt nichts. Aber das ist kein Problem für uns. Erst machen wir am Fluss halt und die Kinder graben mit Steffen ein Loch aus. Sie wollen versuchen ein Gürteltier auszugraben. 🤣

Das sind Salzwasserpflanzen.
Der Boden ist voller Salz. Dementsprechend muss das hier Brackwasser sein.

Nachdem genug gebuddelt wurde fahren wir noch ein kleines Stück die Straße zurück, bis wir ein schönes Plätzchen zum Erkunden finden. Wir packen das Picknick und gehen los. Wir folgen einem ausgetrockneten Bachlauf. Das scheint eine Stelle zu sein, wo uns kein Zaun hindert weiter zu gehen. Leider versperrt auch uns hier ein Zaun den Weg. Eigentlich wollten wir hoch auf das Plato. Aber das wird wohl nichts. Wir machen ein Picknick und die Kinder entdecken einige Schädelknochen.

Auch hier wird gebuddelt.
Friedrich verkraftet den Ausflug recht gut. Er scheint über den Berg zu sein. 😊

Am nächsten Tag geht es weiter. Wir packen alles zusammen und machen uns auf den Weg. Beim Losfahren macht das Auto kurz ein paar komische Geräusche. Ich bin etwas verunsichert. Es hört sich wirklich komisch an. Aber ich weiß auch nicht was wir machen sollen. Da das Geräusch dann wieder weg ist, fahren wir einfach los.

Der Weihnachtsmann scheint das ganze Jahr über hier zu fliegen.