Es ist still geworden um die vier-Mini-Möllers. Die letzten Monate waren echt turbulent. Und WIR SIND WIEDER ZURÜCK in Deutschland. 😅
Mehrere Gründe haben bei der Entscheidung eine Rolle gespielt. Zum einen die schulische Situation (z.B. nur noch online-Unterricht seit März und es war kein Ende in Sicht) , zum anderen die Corona bedingten Reiseeinschränkungen (seit März konnten/durften wir kein Wochenende und keine Ferien zum Reisen nutzten), außerdem kamen noch die sozialen Unruhen hinzu und zum Schluss noch gesundheitliche Aspekte (uns geht es allen gut, ich möchte das hier aber nicht weiter ausbreiten). Innerhalb von 3 Wochen haben wir unseren Haushalt aufgelöst, alles in einen Container gepackt und sind zurückgeflogen. Am 10.10.2020 sind wir nach fast 50 h Reise endlich in Frankfurt gelandet.
Dank der großartigen Hilfe vor Ort haben wir eine Wohnung in Wandersleben gefunden, denn unser Haus ist ja noch vermietet. Jetzt haben wir einen Saal als Wohnzimmer und einen riesigen Garten zur Verfügung. 😊😅 Die Kinder sind nach fast zwei Wochen Schule immer noch total glücklich wieder richtig Schule zu haben. Hoffentlich bleibt das noch lange so.
Wenn ich unsere 14 Monate Chile kurz zusammenfassen sollte, würde ich es so formulieren: Die Natur und die Menschen sind einfach nur genial, aber das vorherrschende System ist echt sch… Auf unserer Tour durch Patagonien hat es eine Einheimische so ähnlich ausgedrückt: Chile ist eine wunderschönes Land zum Reisen, aber es ist verdammt schwer hier zu leben. Chile ist ein Stück weit zu einem zu Hause geworden und der überstürzte Abschied war echt schwer für mich.
Bei all dem was ist gesehen und erlebt habe, bin ich unheimlich dankbar für die Sicherheiten, die wir in Deutschland und Europa haben. Ja, es ist nicht alles perfekt, aber im Vergleich zum Rest der Welt geht es uns richtig, richtig gut. Dankbarkeit ist so wichtig und bringt mehr Ruhe sowie Frieden.
Ich hoffe so sehr für Chile, dass sie ihre Chance nutzen, die sozialen Ungleichheiten auszuräumen. Der Weg dahin ist durch das Referendum für eine neue Verfassung frei. Hoffentlich mischt sich keiner von Außen ein, so wie es in der Vergangenheit passiert ist.
Hallo ihr Lieben, ich habe schon ein richtig schlechtes Gewissen, weil ich so lange nichts mehr von uns hören lassen habe. Als erstes mal, wir sind gesund und munter und uns geht es super! Corona hat uns auch hier am anderen Ende der Welt voll im Griff. Die Kinder und Steffen haben relativ viel für die Schule zu tun und ich auch. 😅 Ich muss organisieren, drucken, scannen, helfen, schimpfen, loben, kochen, putzen, waschen…Und da habe ich dann leider keine Lust mehr, mich an den Rechner zu setzten und an der Seite zu arbeiten. Heute hatte ich mal etwas Luft. Die Zeit habe ich gleich genutzt, um an einem fehlenden Beitrag von unserem Sommerurlaub zu arbeiten. Ich hoffe, dass ich es schaffe, die restlichen Berichte noch aufzuarbeiten.
Zur Situation im Lande: Viele Mensche haben ihren Job verloren und somit die Möglichkeit ihre Familie zu ernähren. Und ich meine wirklich ernähren. In unserem Wohnviertel bekommen wir davon nichts mit, aber durch Medien und Berichte anderer haben wir davon erfahren. Z.B. ist neben unserem Fleischer ein Notariat. Dort stehen die Menschen Schlange, um z.B. ihre Kündigung zu unterschreiben oder Kredite zu verlängern. Die Unruhen in Santiago sind die Folge von Hunger. Viele Menschen leben von der Hand in den Mund. Stehen Tag für Tag an der Straße und verkaufen Kleinkram. Durch die Quarantäne dürfen sie das nicht mehr, dadurch haben sie kein Geld und wer kein Geld hat, kann auch nicht einkaufen. Die versprochenen Hilfspakete kommen nicht schnell genug bei diesen Familien an oder reichen bei weitem nicht aus, die Not zu lindern. Dadurch sind die aktuellen Unruhen und Plünderungen entstanden.
Solche Unruhen gibt es bis jetzt noch nicht in Concepcion und Umgebung. Vielleicht auch nur noch eine Frage der Zeit. Keiner weiß das so genau. Hier in Chile zeigt sich, was passiert, wenn ein Land kein soziales Netz hat. Ich möchte keine Schleichwerbung machen, aber ein Artikel im Spiegel (Chile in der Corona Krise: „Wie die Titanic vor dem Eisberg“) hat die Situation hier ziemlich gut zusammengefasst.
Unsere kleinen Probleme mit homeschooling sind dagegen lachhaft. Wir haben mehr als genug zu Essen, wir haben sauberes Trinkwasser, ein warmes Haus und und und. Und wenn es ganz schlimm kommt, können wir in ein sicheres Land zurückreisen.
Mein Fazit im Moment von Chile: Es ist wunderschön zum Reisen, aber hier in dem System zu Leben ist sau schwer. Es gibt viele hilfsbereite und liebe Menschen. Das habe ich auch schon von mehreren Einheimischen gehört. Und es scheint so, dass dieses Fazit für so gut wie alle lateinamerikanischen Länder gilt. Wobei es in anderen Ländern noch extremer sein soll. Als Europäer können wir wirklich sehr dankbar sein. Ja, es läuft nicht alles perfekt und es werden Fehler gemacht, aber im Vergleich zu hier, kann ich darüber nur schmunzeln.
Die letzten Wochen waren der Wahnsinn. Die Schule hat uns voll im Griff. Da heißt es organisieren, helfen, drucken, scannen, hochladen, übersetzen, Tränen trocknen, frische Luft schnappen, ach ja und nebenbei noch putzen, kochen, waschen…Aber das Wichtigste ist, wir sind alle gesund, uns fehlt es an Nichts und wir können zusammen lachen.
Aber jetzt erst mal ganz von Vorne. Ich weiß nicht mehr, ob es Freitag oder Samstag war. Auf jeden Fall war es das Wochenende 14./15. März 2020. Wir haben uns mit den anderen beiden deutschen Familien oben im Wald getroffen. Die Kinder spielten im Wald und bauten Buden. Die Erwachsenen unterhielten sich. Unter anderem ging es um die jüngsten Entwicklungen von Covid-19 in Deutschland, Europa und Chile. In Chile gab es vor etwa zwei Wochen den ersten Fall und seitdem nur wenige bestätigte Fälle. Mittlerweile gab es etwas weniger als 50 bestätigte Fälle. Wir spekulierten, wann wohl hier in Chile alle Schulen schließen. Ein bis zwei Wochen vielleicht??? Oder vielleicht schneller??? Keiner kann es wissen. Wir gingen alle davon aus, dass es Montag ganz normal wieder in die Schule geht.
Samstag Abend überschlugen sich dann die Informationen. Unser Prophet (Präsident der Kirche Jesus Christi der Heiligen der letzten Tage) gab nach vielen Gebeten bekannt, dass ab sofort weltweit alle Versammlungen eingestellt werden. Auch die Tempel wurden weltweit geschlossen. Zum Glück nutzten Steffen und ich die Woche zuvor unsere Gelegenheit den Tempel zu besuchen. Das macht uns bewusst, wie ernst die Lage wirklich ist. Der Vater im Himmel würde nie so eine Anweisung geben, wenn es nicht notwendig wäre. Keine 24 Stunden später kam die Information von der Schule, dass ab Montag die Schule geschlossen bleibt und es Aufgaben für zu Hause geben wird. Chile weit werden alle Schulen geschlossen und es wurde ein Versammlungsverbot ausgesprochen. Nun ging es doch schneller als gedacht.
In den ersten homeschooling Wochen mussten die Kinder nur Mathe und Lenguaje (Spanisch) Aufgaben bewältigen. Die Mathe- und Spanisch-Lehrer hatten eine enorme Flut an Aufgaben abzuarbeiten. Sie mussten nicht nur die Aufgaben bereitstellen, sonder sollten sie auch noch korrigiert zurückgeben. Bei so vielen Schülern so gut wie unmöglich. Da meldeten sich die anderen Lehrer zu Wort und meinten, sie könnten auch Material bereitstellen. Gesagt getan. Es wurde ein Arbeitsplan entworfen, welches Fach an welchem Tag Aufgaben bereitstellt. Ich saß also jeden Abend am Rechner und scannte Lösungen ein und verschickte sie per Mail.
Steffen wollte mit den Kindern nach Desembocadura Rio Bio-Bio fahren, um den Schatz zu heben. Hans und Steffen hatten einige Woche zuvor eine Stelle gefunden, die hohl klingt. „Da ist bestimmt ein Schatz vergraben! Aber wir haben keine Schaufel zum graben mit. Dann müssen wir noch mal mit Schaufel wieder kommen.“ Bis jetzt hatte sich noch keine Gelegenheit dazu ergeben. Jetzt wollten sie die Stelle also endlich ausgraben. Leider wurde nichts daraus. Desembocadura ist geschlossen. Man durfte nicht mehr hinfahren. Sie suchten sich eine andere Stelle auf Hualpen und speilten dort eine Weile.
In Woche zwei (23. März 2020) dann die nächste Nachricht: In San Pedro de la Paz gibt es ein erhöhtes Auftreten von Covid-19. Deshalb wird San Pedro de la Paz ab Mittwoch den 25.März 2020 komplett unter Quarantäne gestellt. (Da ich aus der Erinnerung heraus schreibe, könnte es auch Dienstag gewesen sein) D.h. keiner darf ohne Genehmigung raus oder rein. Daraufhin schickte ich Steffen los, noch mal einen Großeinkauf im Jumbo (der einzige Laden mit einigen deutschen Produkten) zu machen. Wer weiß, wann wir wieder hin dürften. In San Pedro dürfen wir uns frei bewegen.
Zwei Woche vor Ostern begann die Umstellung des Systems für die großen Schüler. Die Aufgaben sollten ab jetzt über google Classroom bereitgestellt und abgegeben werden. Theoretisch sollte das eine Erleichterung für alle Beteiligten werden. Bei einigen hat es super funktioniert bei anderen weniger gut.
Und noch eine Information…. die Juli-Ferien sollen in den April verschoben werden. Nein, da wollen wir doch nach Deutschland fliegen…. Was für eine dumme Idee. Wem soll damit geholfen werden? Die Funktion der Ferien wird gerade jetzt überhaupt nicht erfüllt. Wir hofften noch, dass der Vorstand eine andere Entscheidung trifft. Allerdings muss das Bildungsministerium diese bewilligen. Kurz vor Ostern dann die Hiobsbotschaft: Das Ministerium gibt nicht die Genehmigung. Wir müssen genau die zwei Wochen nach Ostern Ferien machen. Und um noch eines drauf zugeben, in San Pedro de la Paz wird die totale Quarantäne eingeführt. Wir dürfen unser Condominio nur noch mit Genehmigung verlassen. Jetzt sitzen wir wirklich zu Hause fest, nicht einmal mehr in den Wald dürfen wir gehen. Zum Glück haben wir einen kleinen Garten mit Trampolin.
Wir sind also auf den Weg Richtung Norden. Steffen möchte unbedingt noch einen Abstecher auf die Halbinsel Valdes machen. Hier sollen die Chancen ziemlich gut stehen Wale zu sehen.
Wow! So viele Nandus!
Wir sehen am Straßenrand viele Nandus und Guanakos. Und ganz viel trockenes Land. Und dann plötzlich kommen die Geräusche wieder. Und dann ist Schluss. Warnleuchten ohne Ende blinken auf und das Fahrwerk vorne macht super gruslige Geräusche und das Lenkrad ruckelt. Wir halten an und ich überprüfe, ob ich irgendetwas sehen kann – Nichts. Ganz langsam versuchen wir weiter zu fahren. Wenigsten bis in dies nächste Stadt. Nein, das wird nichts mehr, es wird immer schlimmer. Wir halten an. Und wir haben keine Bolsa für Roaming gekauft, d.h. wir können nicht einmal telefonisch Hilfe holen.
Steffen hält einen LKW-Fahrer an. Er schaut sich das Rad an, ob man etwas machen kann. Steffen macht ihm deutlich, so gut es geht, dass da nichts mehr geht. Wir trennen uns, die Kinder und ich bleiben beim Auto und Steffen fährt mit dem LKW in die nächste Stadt – Caleta Olivia. Wir haben keine Ahnung, wie lange wir jetzt warten müssen. Ich habe keine Möglichkeit einen Übersetzer zu nutzen und hier spricht kaum einer Englisch und schon gar nicht Deutsch.
Steffens Mitfahrgelegenheit
Das blaue Haus ist die Polizei. Es gibt auch eine pinke Frauen-Polizei. 😅
Mauricio fährt mit Steffen in dem Polizeiauto durch die Stadt…
…auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit für uns.
Wir warten an die drei Stunden. Nicht ein Auto hielt an, um zu Helfen. Dann kommt Steffen wieder. Allerdings nicht mit einem Abschleppwagen, sondern mit einem kleinen weißen Auto. Mauricio, seine Schwester (Giovana) und sein Sohn (Charel) begleiten Steffen. Mauricio ist Polizist und half Steffen u.a. eine Cabana zu finden. Er ist der einzige Polizist, der wohl etwas Englisch spricht. Allerdings habe ich davon nur wenig mitbekommen. 😅 Aber er ist sehr hilfsbereit und opfert seine Freizeit, um uns zu helfen. Mauricio erzählte Steffen ganz Stolz, dass seine Schwester auch etwas Englisch spricht. „Toll! Wo hat sie das denn gelernt?“, will Steffen wissen. „In der Kirche.“ „In welcher Kirche denn?“ „In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tag“. „Cool, da sind wir auch Mitglieder“. So klein ist die Welt. 😅
Zurück zum Auto. Wir bocken nun also das Auto auf, kontrollieren das linke Rad, ziehen ein paar Muttern nach und probieren dann einfach weiterzufahren. Ich bin skeptisch. Wir versuchen es. Nach knapp 100 m streike ich. Wer weiß was wir noch alles kaputt machen, wenn wir die 15 km einfach so weiterfahren. Nein, das Risiko will ich nicht eingehen.
Obwohl alles aus war, springt das Auto trotzdem nicht mehr an. Die Batterie ist schon wieder leer. Zum Glück finden wir schnell zwei hilfsbereite Männer mit Starterkabeln.
Paul, Hans und ich fahren gemeinsam mit Mauricio und seiner Familie zurück nach Caleta Olivia in unsere gemietete Cabana. Als ich sie sehe, würde ich am liebsten heulen – dreckig und runter gerockt. Von Außen sieht sie wirklich hübsch aus, direkt am Meer gelegen. Was besseres können wir halt nicht finden. Schon gar nicht für 6 Personen. Einen Zeltplatz gibt es hier auch nicht. Immerhin gibt es kostenloses WiFi.
Marie-Luise, Friedrich und Steffen warten bis Mauricio wieder zurück ist.
Ich schnappe mir die beiden Jungs und gehe auf Nahrungssuche. Mauricio will sich um einen Abschleppwagen kümmern. Wir finden nach ca. 1,5 km eine Bäckerei, kaufen ein paar Brötchen sowie Knusperstangen und laufen am Strand wieder zurück. Wieder in der Cabana lese ich den beiden noch etwas Percy Jackson vor und dann sollen sie endlich schlafen. Pustkuchen! Steffen kommt mit unserem Auto an. Da ist nicht mehr an schlafen zu denken. „Soll das Auto nicht in eine Werkstatt???“ „Das bringen wir morgen hin.“ ??? O.k. dann ist es halt so. Wir räumen das Auto komplett leer und gehen ins Bett.
Zum Frühstück schaut Mauricio in Polizei-Klamotten vorbei und bespricht das weiter Vorgehen mit Steffen. Es ist echt erstaunlich wie gut Steffen schon Spanisch sprechen kann. Ich wäre ja so etwas von aufgeschmissen. Mauricio ist 16:00 mit seinem Dienst fertig und dann wollen die Männer los, das Auto in die Werkstatt bringen.
Entdeckung am Strand beim Mogenspaziergang.
Frühstück
Wir verbringen den Tag am Strand und gehen am Meer spazieren. Am Vorabend hatten wir einen Spielplatz entdeckt. Auch den untersuchen wir. Und dann ist es 16:00 und das große Warten beginnt. Dann ist Mauricio endlich da. „Wir bringen das Auto jetzt zu meinen Kumpel in die Werkstatt“. „Wie jetzt? Wie willst du das denn machen?“ „Na einfach hinfahren“. „Wie weit ist das denn?“ „1 km, nicht mehr“…am Ende waren es wohl doch knapp 2 km. 🙈
Fachmännisch nehmen sie das Auto auseinander. Nicht die linke Seite ist defekt, die rechte hat es erwischt. Irgendwie ist die Radbefestigung kaputt gegangen. Und jetzt kommt der Hammer – in Argentinien gibt es keine Ersatzteile für dieses Auto. Es wird nicht in Argentinien verkauft, also dürfen auch keine Ersatzteile für das Auto verkauft werden. Die Männer messen und suchen und messen und suchen und finden ein Ersatzteil, dass passen müsste. Aber sicher weiß man das erst, wenn es da und eingebaut ist. Na toll! Aber wir haben keine andere Wahl.
Wegen dem Teil können wir nicht weiter.
Auf dem Rückweg.
Am Abend kommt Mauricio noch mit seinem Sohn, seiner Mama und Schwester vorbei. Die bleiben ewig da …. bis nach 11:00, obwohl meine Kinder schon im Bett sind und es keine Tür zu ihren Betten gibt. Argentinier halt. 🤣
Wir überlegen, wie es jetzt weiter gehen soll. Das Ersatzteil soll frühestens Freitag da sein. Ab Donnerstag haben wir eine Cabana in Puerto Madryn gebucht. Hier zu warten macht wenig Sinn. Es gibt nicht viel zu tun hier. Wir versuchen eine Mietwagen zu bekommen. In der Größe – no way. Ich habe ganz schön die Nase voll! Irgendwie kommt Mauricios Mama auf die Idee, einen Bus mit Chauffeur zu mieten. Das ist auch nicht teurer als ein Auto zu mieten. Unglaublich, aber wahr. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie an Bargeld rankommen. Ein echtes Problem in Argentinien. Wir finden einen ungewöhnlichen Weg und bekommen mit der Hilfe Mauricios das Geld zusammen.
Hans und Paul verbringen ganz viel Zeit am Strand und spielen.
Zum Mittag bringen die Männer Pizza mit.
Gibt es hier viele Muschelreste und die sind alle so schön rund geschliffen.
Ebbe!
Marie-Luise erforscht mit Giovana die Gezeitentümpel.
Friedrich beobachtet Vögel.
Hans und Paul gehen Seesterne sammeln.
Abendbrot mit viel Spaß!
Der gesamte Mittwoch besteht für die Kinder und mich aus warten, warten und nochmals warten. Die Kinder spielen am Strand oder lesen. Steffen organisiert, organisiert und organisiert. Ich bin soooo dankbar für ihn!!!
Am nächsten Morgen wollen wir nach Puerto Madryn und werden von einem Chauffeur abgeholt. Voll cool! 😁
In Rio Gallegos gibt es eine Gemeindehaus unserer Kirche. Und da wir uns bemühen, Sonntags in die Kirche zu gehen, wollen wir hier übernachten. Leichter gesagt als getan. Wir kurven etwas orientierungslos durch die Stadt. Laut unserer App gibt es eine Tourist-Information, aber wir können sie einfach nicht finden. Steffen schafft es dann aber doch noch. Der Rest der Familie wartet geduldig im Auto und beobachtet, wie Männer Toilettenpapier mit einem Flaschenzug in die oberste Etage eines Altersheims befördern. 😅
Nach einer gefühlten Ewigkeit ist Steffen wieder da. Die Information ist recht hübsch eingerichtet, aber von außen nicht zu erkennen. Es gibt kein Schild, keinen einzigen Hinweis. 🤷♀️ Die beiden netten Damen meinen nur, das Rio Gallegos keine Touristen-Stadt sei und es deswegen nicht notwendig sei. Sie beraten Steffen sehr nett und weißen ihn immer wieder daraufhin, dass Rio Gallegos keine Touristen-Stadt ist und es sehr wahrscheinlich keine geeignete Unterkunft für uns geben wird. Sie geben ihm aber trotzdem ein paar Empfehlungen. Außerdem empfehlen sie das weiter nördlich liegende Comandante Luis Piedra Buena. Ein wirklich hübsches Städtchen.
Na ja, da es Friedrich nicht sonderlich gut geht und wir ja Sonntag hier sein wollen. Fahren wir zu den Empfehlungen. Im nachhinein frage ich mich, ob sie uns absichtlich an solche Adressen verwiesen haben, um keine Touristen in der Stadt zu haben. Auf der anderen Seite finden wir auch keine Unterkünfte auf den entsprechenden web-Seiten. Wir fahren also weiter nach Comandante Luis Piedra Buena.
Auf unserem Weg passieren wir einen Nationalpark. Der steht aber nicht auf unserer Liste und wirkt landschaftlich nicht sonderlich einladend. Comandante Luis Piedra Buena wirkt wie ein Wüstenstädtchen am Meer, das im Aufbruch begriffen ist. Überall werden Häuser gebaut. Die Suche nach einer passenden Unterkunft gestaltet sich auch hier als eher schwierig. Wir fragen auf der Straße eine Passantin, diese kennt jemanden und der nette Herr holt uns ab. Er zeigt uns eine Cabana, die für 4 bis 6 Personen ausgegeben ist. Viel zu klein für uns. Er kennt noch eine andere Cabana. Und bringt uns hin. Diese Cabana liegt direkt am Fluss und ist deutlich größer. Nach einigem hin und her, ob die Cabana überhaupt verfügbar ist, bekommen wir sie.
Friedrich verfrachten wir ins Bett, der Rest räumt das Auto leer und Steffen fährt einkaufen. Denn wir haben ja einen Grenzübergang hinter uns, d.h. die frischen Lebensmittel haben wir alle vorher aufgebraucht.
Am nächsten Tag geht es Friedrich wieder schlechter. Er hat Fieber. D.h. er verbringt den Tag im Bett. Marie-Luise leistet ihm Gesellschaft. Sie bleibt auch im Bett und liest. Solche Tage muss es auch mal geben. 😅 Hans und Paul holen ihre Angeln raus und versuchen einen Fisch mit Brot zu fangen. Steffen schreibt Reisetagebuch und beaufsichtige sie dabei. 😄 Am Ufer des Flusses Rio Santa Cruz ist es echt schön und vor allem grün. Eine Stute mit ihrem Fohlen grast etwas abseits von uns und es gibt Sitzbänke sowie größere Bäume.
Zum Mittag grillt Steffen und es gibt Reis sowie Erbsen dazu. Friedrich strengt das Essen so an, dass er gleich wieder ins Bett muss. Steffen, Hans und Paul wollen am Nachmittag das Städtchen erforschen. Sie finden einen tollen Spielplatz. Nach einigen Startschwierigkeiten spielen die Jungs mit den argentinische Kindern Fußball und verabreden sich gleich für den nächsten Tag.
Mein Grill-Meister 😍
Und auch hier … überall Hunde.
Sonntag ist ein ruhiger Tag. Leider ist die nächste Gemeinde viel zu weit weg und wir können nicht in die Kirche gehen. Steffen, Hans und Paul wollen sich eine schöne Stelle suchen und ein Feuerchen machen. Sie ziehen los, verfolgen den Fluss flussaufwärts und kommen zum Mittagessen wieder.
Das mitgebrachte Brot schmeckt am besten gebraten. 😋
Friedrich geht es schon wieder deutlich besser und deshalb machen wir nachmittags einen kleinen Ausflug. Wir wollen versuchen ans Meer zu kommen. Wir folgen dem Flusslauf auf der anderen Flussseite. Wir kommen nicht bis ans Meer. Vorher versperrt uns eine Industrieanlage oder so etwas wie ein Hafen den Weg. Na ja, war halt nichts. Aber das ist kein Problem für uns. Erst machen wir am Fluss halt und die Kinder graben mit Steffen ein Loch aus. Sie wollen versuchen ein Gürteltier auszugraben. 🤣
Ich schieße in der Ausgrabungszeit ein paar Fotos.
Das sind Salzwasserpflanzen.
Der Boden ist voller Salz. Dementsprechend muss das hier Brackwasser sein.
Nachdem genug gebuddelt wurde fahren wir noch ein kleines Stück die Straße zurück, bis wir ein schönes Plätzchen zum Erkunden finden. Wir packen das Picknick und gehen los. Wir folgen einem ausgetrockneten Bachlauf. Das scheint eine Stelle zu sein, wo uns kein Zaun hindert weiter zu gehen. Leider versperrt auch uns hier ein Zaun den Weg. Eigentlich wollten wir hoch auf das Plato. Aber das wird wohl nichts. Wir machen ein Picknick und die Kinder entdecken einige Schädelknochen.
Auch hier wird gebuddelt.
Friedrich verkraftet den Ausflug recht gut. Er scheint über den Berg zu sein. 😊
Am nächsten Tag geht es weiter. Wir packen alles zusammen und machen uns auf den Weg. Beim Losfahren macht das Auto kurz ein paar komische Geräusche. Ich bin etwas verunsichert. Es hört sich wirklich komisch an. Aber ich weiß auch nicht was wir machen sollen. Da das Geräusch dann wieder weg ist, fahren wir einfach los.
Der Weihnachtsmann scheint das ganze Jahr über hier zu fliegen.
Feuerland! Ich wollte schon immer mal nach Feuerland. Keine Ahnung warum, aber ich wollte da schon immer mal hin. Ich wusste bis zu unserer Entscheidung dahin zufahren, nicht einmal, dass das eine Insel ist – genauer gesagt, eine Inselgruppe. Sie sind genau durch den Meridian 68° 36′ westlicher Länge zwischen Chile und Argentinien aufgeteilt. Da die Magellan Straße komplett den Chilenen gehört, müssen die Argentinier erst durch Chile, um mit dem Auto auf ihren Teil der Insel zu kommen. D.h. zwei mal die Grenze passieren. Weil wir uns zwei Grenzgänge sparen wollen, bleiben wir nur auf der chilenischen Seite Feuerlands.
Der Name Feuerland suggeriert, es zumindest feurige Regionen auf der Insel geben muss. Es gibt nicht einmal einen aktiven Vulkan dort. Das Wetter ist kalt und unbeständig. Der Name stammt aus der Zeit der Entdeckung der Magellan Straße. Als Magellan an Feuerland vorbei segelte, sahen sie die Feuer der Ureinwohner an der Küste. Daraufhin nannten sie die Inseln Tierra del Fuego.
Wir fahren also am 29.01.2020 gegen 9:00 mit der Fähre von Punta Arenas nach Porvenir auf Feuerland. Die Tickets haben wir online gekauft und wollen jetzt einfach auf die Fähre. Aber so einfach ist das gar nicht. Allein die Beschilderung ist schon irreführend. Wir fragen einen „netten“ völlig gestressten Mann (ich weiß gar nicht wo von???) wie wir auf die Fähre kommen. „Da hinten anstellen.“ O.k. also stellen wir uns hinten an. Jetzt ergeben die Schilder auch mehr Sinn. Wieder vorn bei dem netten Herrn. „Nein, mit den online Karten müssen Sie erst ins Büro und die dort ausdrucken.“ Hätte er das nicht gleich sagen können?! Also, zum Büro. Nach einer Weile kommt Steffen wieder und sagt, dass nur der Fahrer mit dem Auto auf die Fähre fahren darf, die anderen müssen zu Fuß drauf. Jetzt verstehe ich auch, warum man so früh da sein muss. 🙄 Wir sind dann schlussendlich alle auf der Fähre. 😅 Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden. Steffen und die Kinder haben sich Plätze in der ersten Reihe vor einem riesigen Bildschirm gesichert. 🤣
Als es dann losgeht, erkunden Steffen, Paul und ich die Fähre und beobachten das Meer. Wer weiß, vielleicht sichten wir ja Wale. Und tatsächlich, wir sehen den Blas und die Rückenflose von etwa 3 Walen. Wow. Wir holen ganz schnell die anderen drei. Sie haben Glück und können die Wale auch noch sehen. Den Rest der Fahrt verbringen wir drinnen. Die Kinder sehen Coco auf Spanisch, Steffen schreibt Reisetagebuch und ich lese.
Chau Punta Arenas
So sieht also eine Schiffsbrücke aus.
Ganz schön windig und kalt ist es hier.
Schau mal! Mein erster Wackelzahn.
Ein Wal!!!!
Ob ich noch mehr finde?
Nein, dann lese ich halt.
Feuerland
Gleich sind wir da.
Bienvenidos!
Heute müssen wir in Porvenir unsere Vorräte auffüllen und wir wollen die einzige Königspinguin-Kolonie Chiles besuchen. Ich freu mich ja schon so darauf. Schade, dass Björn nicht mitkommen kann. Als Kin waren Kaiserpinguine immer seine Lieblingstiere. Und Königspinguine sehen genauso aus, nur dass sie etwas kleiner sind.
In Porvenir besuchen wir unser erstes Museum in Chile. Wir erhoffen uns einige Informationen über die Geschichte Feuerlands, über die Ureinwohner und deren Bräuche und über die Flora und Fauna. Es war ganz nett, aber viele neue Informationen gab es nicht. Die alten Fotos der ausgerotteten Ureinwohner waren sehr interessant.
Porvenir
Straßenschilder haben alle diese Figur drauf
und das ist eine besondere Verkleidung der Ureinwohner.
Einkaufen
Mh, lecker! Eis!
Die Straße führt uns durch Steppe und wir sehen Schafe ohne Ende. Hier kann man nur Schafe halten. Für Kühe gibt es zu wenig Nahrung und Ackerbau ist aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht möglich. Es gibt viel mehr Schafe auf der Insel als Menschen.
Und dann sind wir endlich da. Wir werden am Eingang gefragt, ob wir gebucht hätten. „Wie jetzt, hätten wir etwa vorbestellen müssen???“. „Nein, Sie haben Glück. Es sind gerade keine Busse da. Kommen Sie rein.“ Als erstes bekommen wir eine Einführung zu den Tieren und die Entwicklung. Die nette junge Frau erzählt uns, dass die Königspinguine seit etwas 10 Jahren hier brüten. Vorher hatten sie es immer wieder probiert, aber Touristen sind einfach hin gelaufen und haben sich zwischen die Pinguine zum fotografieren gestellt. Das hat die sensiblen Tiere so gestört, dass sie ihre Eier im Stich gelassen haben und die Brut abgebrochen haben. Vor zehn Jahren hat der Landbesitzer sofort reagiert und sein Land um die Pinguine eingezäunt. Die junge Frau ist seit damals dabei und arbeitet freiwillig für das kleine Schutzgebiet. Zunächst gab es keine Beobachtungshütten und Eintrittshäuschen. Das hat sich in den folgenden Jahren Stück für Stück entwickelt. Die Touristen werden mit Kleinbussen in einer Tagestour zu den Pinguinen gebracht. Acht Stunden Fahrt nehmen sie dafür in kauf. Nach dem Tag können sie sagen: „Ich war auf Feuerland und ich habe Königspinguine gesehen“.
Beobachtungspunkt
Einführung mit Schautafel
Und dann dürfen wir sie endlich sehen. Uns trennt etwas Wasser von der Brutkolonie. Sie sind nicht mal ansatzweise so aktiv wie die Magellan-Pinguine. Sie stehen oder liegen einfach nur da. Sie können größer als Paul werden und sie sehen wunderschön aus. Ich bin begeistert.
20-30 Meter trennen uns von den Tieren. Sie stehen einfach so zwischen dem Gras und im Sand.
Das sind die Jugendlichen.
Es gibt noch viele andere Vögel. Vor allem Möwen.
Nach ca. einer Stunde verlassen wir die Pinguine und fahren weiter. Wir wissen noch nicht so richtig wo wir übernachten wollen. Und es fängt schon wieder an zu regnen. Außerdem ist es extrem windig. D.h. ein Dach übern Kopf wäre schon ziemlich klasse. In Cameron versuchen wir zum ersten Mal unser Glück. Cameron ist eine Art Dorf. Es hat sogar eine eigene kleine Schule. Wir fragen einen älteren Herrn, ob es nicht eine Cabana im Dorf gäbe. „Ja, da gibt es eine sehr hübsche. Dahinten kommt gerade die Besitzerin.“ Wir halten die junge Frau an und fragen sie. „Hahahha. Nein, eine Cabana habe ich nicht, aber einen Zeltplatz. Und Cabanas gibt es hier nicht.“ O.k. wir schauen uns den Campingplatz an. Die nächsten Cabanas sind bestimmt noch 2 Stunden weg und wenn man die nicht vorgebucht hat, ist es eher unwahrscheinlich, dass man da eine bekommt. Also bleiben wir hier.
Der Campingplatz Los Pioneros ist wirklich hübsch. Es gibt einen neuen Toiletten-Komplex mit Duschen und eine überdachte Sitzmöglichkeit. Für die Zelte gibt es Podeste. Feuerholz und Feuerstelle gibt es auch. Der Campingplatz liegt direkt an einem größeren Bach. Hans und Paul sind sofort am Wasser und bauen einen Hafen. Der Regen wir leider immer heftiger. Der Wind tut sein übriges.
Hans und Paul kommen durchnässt unters Dach. Paul ist so durchgefroren, dass er in seinen Schlafsack kriecht. Während wir auf das Essen warten, bauen wir das kleine Zelt unterm Dach auf und bringen es an seinen Bestimmungsort. Das funktioniert mit dem Großen leider nicht. Wir haben keine rechte Idee wie wir es relativ trocken aufbauen können.
Ich schaue mir die Duschen an und beschließe einfach in der Dusche zu schlafen. Wir sind eh allein auf dem Zeltplatz, d.h. es kann eh niemanden stören. Steffen findet die Idee klasse. Wir richten uns jeweils zu dritt in den beiden Duschen an. Es ist trocken und windgeschützt.
Am nächsten Morgen hat der Regen aufgehört. Wir bauen das zweite Zelt bei Sonnenschein auf, frühstücken und machen uns auf den Weg nach Caleta Maria. Viel südlicher kommt man auf chilenischer Seite fast nicht mehr. Es wird gerade eine Straße in einen weiter südlich gelegenen Nationalpark gebaut. Da ist noch richtig Wildnis zu finden. Leider reicht unser Sprit und unsere Zeit nicht mehr, um das zu erkunden. Für die knapp 200 km brauchen wir Sprit als gedacht und geplant.
Auf dem Weg nach Caleta Maria sehen wir einen umgestürzten LKW. Das macht uns bewusst, dass man im Falle eines Unfalls ziemlich lange auf Hilfe warten muss. Ich fahre etwas vorsichtiger. Kurz darauf sehen wir eine riesige alte Maschine, ähnlich einem Tagebaubagger, am Straßenrand. Sie stammt aus der Goldrausch-Phase Feuerlands.
Bei den Bildern, hoffen wir einfach nur, dass dem Fahrer nichts Schlimmes passiert ist.
Wir passieren eine Polizei-Station und melden uns an, dass wir nach Caleta Maria fahren. Falls uns etwas passiert, würden sie uns helfen kommen. Ich weiß zwar nicht, wie sie mitbekommen wollen, dass wir Hilfe brauchen, aber es beruhigt trotzdem etwas. Unterwegs sehen wir Guanakos und Biberburgen. Es ist echt beeindruckend, wie diese Tiere ihre Landschaft für sich anpassen.
Ich muss ständig anhalten, weil Steffen das und jenes fotografieren möchte.
Hier finden wir Guanakos sogar im Wald.
Diese Tierchen beobachten Steffen genauso interessiert, wie er. 🤣
Und die Kinder können noch lachen und sind gut drauf.
In Caleta Maria gibt es sogar einen Flugplatz.
Nach 5 Stunden kommen wir endlich in Caleta Maria an und uns erwartet eine recht runtergekommene Estancia. Theoretisch kann man von hier aus eine Bootstour zum Gletscher machen. Wir folgen den Schildern, aber es wird schnell klar, dass da heute eh nichts mehr geht. Wir kommen an neu aussehende Häuser und zwei kleine Boote. Mit denen würde ich bei dem Wellengang eh nicht mitfahren. Steffen geht sich erkundigen. Es geht nichts und wenn man da übernachten möchte, kostet das etwa 150 € pro Person. Echt teuer!
Ende der Straße
Ein Walknochen. Wir einigen uns darauf, dass es ein Schädel ist.
Magellan-Gänse-Familie
Die Landschaft ist echt beeindruckend!!!
Ab hier beginnt unsere Rückreise. Der Rückweg geht deutlich schneller. Wir halten noch am angepriesenen Lago Blanco. Aber nur Paul, Hans und Steffen steigen aus. Der Wind hat sich mittlerweile zu einem ganz schönen Sturm entwickelt. Friedrich klagt über Halsschmerzen und Marie-Luise sowie ich hatten keine Lust darauf, durch geblasen zu werden.
Das Benzin wird langsam knapp. Laut Karte gibt es in Russfin eine Tankstelle. Bis dahin schaffen wir es auf jeden Fall noch. Dort angekommen stellen wir fest, dass die angebliche Tankstelle einfach ein kleiner Benzintank ist und der ist leer. Leer??? Wie sollen wir denn dann von Feuerland wegkommen. Die nächste Tankstelle ist viel zu weit weg. „Vielleicht bekommen wir am Samstag wieder Benzin. Heute geht eh nichts mehr. Der Sturm hat dafür gesorgt, dass keine Fähre heute gefahren ist“. Was nun? Wir fahren erstmal zum Zeltplatz. Was anderes bleibt und ja nicht übrig. Und dann müssen wir halt im Dorf versuchen Sprit aufzutreiben. Unterwegs passieren wieder den umgekippten LKW, der wird gerade geborgen.
Im Dorf versuchen wir eine Lösung für unser Benzin-Problem zu finden. Nach langem Hin und Her hat die Zeltplatz-Besitzerin zwei Kanister (20 l) aufgetrieben, für sage und schreibe 35.000 Peso. Wir haben keine andere Wahl. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag noch einen anderen Ort besuchen, aber das wird jetzt leider nichts mehr. Wer weiß wofür das gut ist.
Diese Nacht teilen wir uns den Campingplatz tatsächlich mit einem anderen sehr netten Pärchen. Sie führen schon seit einigen Jahren Befragungen der Bevölkerung durch, um die Demografische Entwicklung zu dokumentieren. Letztes Jahr sind sie mit ihrem Auto in einem Fluss stecken geblieben und die Flut kam. Das Auto stand unter Wasser und sie mussten einfach warten, bis die Ebbe kam. Hans und Paul spielen noch etwas am Bach. Friedrich ist dick eingepackt und kuschelt sich in seinen Schlafsack. Der Sturm drückt das große Zelt teilweise richtig um. Wir spannen es noch mehr ab. Dennoch drückt eine Böe es noch einmal ein.
Am nächsten Morgen beim Abbau des Zeltes stelle ich dann fest, dass das Gestänge des großen Zeltes einen enormen Knick durch den Sturm bekommen hat. Vorsichtig biege ich es so gut wie möglich wieder gerade. So was blödes. Friedrich geht es etwas besser. Aber die Halsschmerzen sind immer noch nicht weg.
Ganz hinten kann man das Meer sehen.
Steffen macht zum Frühstück ein Feuerchen.
Diese Statue steht am Ortseingang.
Wir machen uns auf den Weg zur Fähre. Dieses Mal nehmen wir die andere kürzere Fähre. Wir wollen über Argentinien an der Atlantikküste zurück nach Hause fahren. Damit hätten wir den Patagonien komplett abgehackt und wir können uns in den nächsten Sommerferien anderen Zielen widmen.
In Cerro Sombrero gibt es gleich zwei Tankstellen und sie haben Benzin. Wir füllen erleichtert unseren riesigen Tank und fahren weiter zur Fähre. Wir kommen gerade noch rechtzeitig an. Wir fahren drauf und die Fähre legt ab. Perfekt. Eine halbe Stunde später sind wir wieder auf dem Festland. Auf der Fähre treffen wir ein nettes deutsches älteres Ehepaar. Sie bereisen mit einem Wohnmobil Südamerika und berichten ganz begeistert von der Antarktis.
Am Samstag fahren wir dir knapp 340 km (4 1/2 h) also nach Punta Arenas. In Puerto Natales müssen wir noch einen Zwischenstopp einlegen. Wir hatten Wäsche in der Wäscherei abgegeben und die wollen wir noch abholen. Außerdem ist der Tank ziemlich leer. 😅
Punta Arenas soll die windigste Stadt der Welt sein. Die sturmgepeitschten wenigen Bäume scheinen stützen diese Behauptung. Die Stadt liegt etwas auf dem selben Breitengrad wie Erfurt. Allerdings ist das Wetter weit von unserem gewohnten Sommerwetter entfernt. Es ist kalt und windig.
Auf einer Internetplattform (ich möchte Schleichwerbung vermeiden 😅😉) haben wir eine Cabana gebucht. Dementsprechend brauchen wir heute mal nicht erst nach einer Unterkunft suchen. 😁 Am Samstagabend gehen wir nur noch einkaufen und richten uns häuslich ein.
Wir folgen der Ruta del Fin del Mundo (Straße zum Ende der Welt).
In dem Hof zu dem Haus, steht unsere kleine Cabana.
Von der Cabana aus sind es zu Fuß nur etwa 15 min zur Kirche und sogar nur 5 min zur Magellan Straße. Sonntagvormittag gehen wir in die Kirche und werden hier herzlich willkommen geheißen.
Nach dem Mittagessen und einer Palast-Ruhe wollen wir endlich die Magellan Straße bestaunen. Vom Ufer aus können wir sogar schon Feuerland sehen.
So viele Vögel sitzen da.
Marie-Luise ist das eher Schnuppe und hängt lieber eine Runde ab.
Hans möchte unbedingt eine Angel. Deshalb kauften wir Angelhaken, Schwimmer und Blei. Nach unserem Ausflug zur Magellan Straße bauen Steffen, Hans und Paul zwei kleine einfache Angeln.
Für Montag haben wir uns das Ende der Weltvorgenommen. O.k. die Straße führt nicht bis zum Ende des südlichen Festlandes Amerikas, aber ziemlich nahe ran. Vom Ende der Straße aus, kann man in etwa 2-3 Stunden zu einem Leuchtturm wandern. Da wir uns vorher aber noch eine Art Museum anschauen wollen, wissen wir noch nicht, ob wir das schaffen.
Wir stehen früh auf und fahren weiter Richtung Süden zum Fuerte Bulnes. Das soll total interessant und toll sein. Na ja, weil es so heiß angepriesen wird und es sowieso auf unserem Weg liegt, fahren wir halt hin.
Zunächst werden wir positiv von einem Museum überrascht. Hier erfahren wir einiges über die Geschichte des Ortes sowie die Flora und Fauna der Halbinsel. Wir erfahren, dass etwa 3.000 Spanier hier her geschickt wurden, um die Magellan Straße zu besiedeln. Von diesen 3.000 sind nur etwa 300 Siedler angekommen. Die anderen sind unterwegs gestorben oder haben sich einfach wo anders angesiedelt. Das raue Klima machte es den Menschen nahezu unmöglich zu überleben. Nur durch die Hilfe der Ureinwohner und ihre wenigen Vorräte konnten sie 3 Jahre mehr oder weniger überleben. Es gab nur einen Überlebenden. Diese Bucht wird auch heute noch Puerto del Hambre (Hunger-Hafen) genannt. Der zweite Ansiedlungsversuch wurde erfolgreich in Punta Arenas durchgeführt.
Eine nette Führerin erzählt uns ganz viele interessante Dinge auf Englisch.
Nach dem Museum geht es weiter Richtung Fuerte Bulnes. Die Halbinsel ist ein privates Denkmal. D.h. das Museum, das Fort die Instandhaltung und das Personal werden ausschließlich von den Eintrittsgeldern finanziert.
Das Fort ist eine Nachbildung des Orginals, dass dort einmal stand. Bevor Punta Arenas besiedelt wurde haben die Spanier noch einmal versucht diese Halbinsel zu besiedeln. Das hat durch massive Unterstützung einigermaßen funktioniert. Dennoch siedelten die Menschen bald in das geschütztere Gebiet bei Punta Arenas um. Hier war es etwas erträglicher.
Die Natur ist hier schön, aber rau. Es gibt einen kleinen Rundweg am Strand entlang. Und da sehen wir Delfine. Wow, wie cool! Der Weg ist wunderschön!!!
Das Fort hat insgesamt mehr Zeit in Anspruch genommen als wir dachten. Es wird wohl nichts mehr mit der Leuchtturm-Wanderung. Außerdem schlägt das Wetter um. Aber wir wollen trotzdem noch bis zum Ende fahren und ein Stückchen laufen. Die Straße ist echt krass. Ein ganzes Stück führt sie sozusagen über den Strand. Keine 3 Meter ist das Meer von uns entfernt. Und wieder sehen wir Delfine. Wir halten an, zücken die Ferngläser und beobachten fasziniert diese wunderschönen Tiere. Gar nicht so einfach. Sie zeigen immer mal ihre Rückenflosse und sind dann wieder eine Weile unter Wasser.
Delfine 😄🐬
Und wir haben Glück. Am Ende der Straße regnet es noch nicht. Wir ziehen uns warm an, packen unser Picknick ein und laufen los.
Ende der Straße
Da hinten ist der Leuchtturm und jetzt fängt es auch an zu regnen. Ohne Picknick machen wir uns wieder auf den Rückweg. Das Wetter ist wirklich nicht sehr einladent.
An der Straße nach Punta Arenas gibt es immer wieder Grundstücke vollgestopft mit Booten. Wir wissen nicht so richtig, ob das Werften sind oder Schiffsfriedhöfe. Wahrscheinlich beides. Durch die Privatisierung der Fischgründe, wurde vielen kleinen Fischern die Lebensgrundlage genommen. Und ich denke mir, dass viele der Schiffe noch aus der Zeit davor stammen und jetzt einfach nur noch vor sich hinoxidieren. Aber ich kann mich auch irren.
In der Nähe von Punta Arenas liegen die Inseln Magdalen und Marta. Auf der Isla Magdalena gibt es eine riesige Brutkolonie Magelan-Pinguine. Und auf der Isla Marta gibt es ganz viele Seelöwen. Die wollen wir uns am Dienstag ansehen. Um 6:30 müssen wir schon am Treffpunkt sein. Echt früh, selbst für uns. Wir stehen 5:00 auf und fahren 6:15 los. Wir wissen noch gar nicht richtig, was uns erwartet. Am Treffpunkt warten schon viele andere darauf, dass es losgeht. Alle werden in einen großen und einen Minibus verfrachtet und dann fahren wir etwa eine halbe Stunde zum Bootsanleger. Nach einer knappen Stunde Bootsfahrt sind wir auf der Insel. Der Wellen gang ist für mich schon grenzwertig. Es kostet mich einiges an Konzentration, dass mir nicht schlecht wird.
Den Kindern macht der Wellengang überhaupt nichts aus. Sie freuen sich einfach nur. 😊
Da ist die Insel mit seinem Leuchtturm. Nicht nur die Insel ist geschützt. Auch die Fischgründe bis 30 km um die Insel sind geschützt.
Dürfen wir endlich raus?!
Und dann sehen wir endlich die Pinguine. Auf der Insel gibt es einen kleinen Rundweg, den sollen wir in einer Stunde abgelaufen sein. Dann müssen wir wieder an Board. Die Entfernung ist in 10-15 min locker zu laufen, aber nicht wenn man Fotos ohne Ende schießen möchte und wenn man die Pinguine beobachten möchte.
Pinguin-Bruthöhle
Pinguine ohne Ende. Und dazu kommen noch „sau“ viele Dominikaner-Möwen. Außerdem gibt es noch Skuas (Raubmöwen). Die greifen vor allem die Möwenküken an. Die Pinguin-Küken sind schon zu groß für sie.
Wir gehören mit zu den letzten, die das Boot wieder besteigen. Es ist einfach zu spannend die Vögel zu beobachten. Als wir losliefen, hatte ich etwas Bedenken, ob die Massen an Menschen nicht zu viel Stress für die Vögel ist. Aber die lassen sich überhaupt nicht von uns stören. Im Gegenteil einige sind so frech und kommen auf uns zu. Pinguine sind schon trollige Vögel.
Wieder an Board gibt es für jeden ein heißes Getränk und Plätzchen. Gar nicht so einfach bei dem Wellengang heißen Kakao zu trinken. Auf Grund des zunehmenden Windes, können wir die Insel Marta leider nicht besuchen. Schade!!!
Hans seilt sich nach einer Weile ab und will auf Toilette, aber er kommt irgendwie nicht wieder. Auf der Suche nach ihm, finden wir ihn am Steuerrad. Hans steuert das Boot!!! Als Paul das hört, muss er das auch sehen und geht zu ihm hin. Allein dafür hat sich der Ausflug schon gelohnt, meint Hans. 🤣
Nach der Tour bin ich ziemlich fertig und möchte einfach nur meine Ruhe haben und etwas schlafen. Steffen schnappt sich die Kinder und fährt zu einem Naturpark mit See und Grillmöglichkeiten. Hans und Paul wollen auch ihre neuen Angeln ausprobieren.
Gefangen haben sie leider nichts….
…dafür hat Papa etwas Schönes warm gemacht. 🤣
Guten Appetit!
Sie grillen und gehen dann noch einen 1,5 km Rundwanderweg. Die Natur muss ziemlich beeindruckend sein. Und es ist kalt. Marie-Luise ist viel zu dünn angezogen. Aber da muss sie durch.
Ganz zum Schluss dann das Highlight, sie entdecken einen etwa taubengroßen Eisvogel – den Martin Pescador.
Heute lasse ich mal überwiegend die Bilder sprechen.
Mittagspause. Wir müssen alles Obst und Gemüse aufessen.
Die Chilenen kontrollieren an der Grenze schärfer. Allerdings hat eine Opfer-Banane gereicht und sie haben den Rest nicht mehr so gründlich untersucht. Die Kühlbox wollten sie gar nicht sehen und die Essenskiste haben sie auch nicht mehr wirklich gründlich untersucht.
In Puerto Natales finden wir ein schönes Apartment mit Frühstück für vier Personen. Friedrich schläft auf dem Fußboden und Paul möchte wieder auf der Couch schlafen.
Am nächsten Morgen fahren wir in den Nationalpark Torres del Paine. Auf dem Weg liegt eine besondere Höhle. Hier wurde ein riesiges Ursäugetier gefunden – der Mylodon. Er wurde 1895 von dem deutschen Abenteurer Hermann Eberhard gefunden.
Zu der Zeit lebten 4 große Säugetiere – ein Ur-Pferd (links) , Ur-Guanako (Mitte links), der Mylodon (ganz rechts – Pflanzenfresser) und Säbelzahtiger.
Die Höhle wurde von Menschen als „Wohnung“ genutzt.
Am Ende der Höhle wirkt der Ausgang wie ein großes Loch.
Und der Regen hat uns wieder. 😖😡
Am Eingang des Nationalparks Hotels ohne Ende.
Wir versuchen ein Dach über den Kopf zu finden, aber das ist uns alles viel zu teuer. Also nehmen wir doch den Zeltplatz.
Der Fuchs lässt Steffen recht nah an sich ran.
Zum Zelt Aufbauen hört es kurz auf zu regnen. Aber der Wind bläst weiter.
Und dann kommt sogar noch die Sonne raus.
Paul will die Pfützen ausschaufeln, damit die Pfütze leer wird und es beim Regnen nicht mehr so spritzt. 🤣
Auf dem Zeltplatz gibt es jede Menge Angler. Sogar einen Deutschen finden die Kinder und der hat dann keine Ruhe mehr vor meinen Kindern. Vor allem Hans löchert ihn mit Fragen. 🤣 Er hat es nicht anders gewollt.
Am Schluss machen wir einfach einen Abfluss und leeren so die Pfütze.
Abendbrot-Vorbereitungen.
6:00 klingelt der Wecker. Richtig wach ist nur Steffen. Wir fahren dann 7:15 los. Insgesamt brauchen wir eine Stunde mit dem Auto, um zum Ausgangspunkt der Wanderung zu kommen.
Die Sonne scheint immer mal zwischen den Wolken durch.
Eigentlich wollten wir gerne eine Mehrtagestour am Torres del Paine machen, aber das muss man vorher reservieren und alle Zeltplätze sind bis März ausgebucht. Nachdem wir das Massiv gesehen haben, sind wir auch nicht mehr traurig darüber. Das Paine-Massiv ist ein relativ kleines Hochgebirge, dass durch die drei Türme so berühmt ist. Man kann entweder einmal drumherum wandern (das O) oder das W wandern.
Die Tour (Hin- und Rückweg) zum Base del Torres del Paine ist mit 8 Stunden angegeben und insgesamt 18 km). Wir haben mit Pausen 9 Stunden gebraucht. Auf dem Weg begleiteten uns Wind/Sturm, Regen und Sonne. Und die ganze Zeit hatten wir gehofft, dass wir die berühmten Türme wenigstens kurz sehen könnten. Auf dem Chaiten hatten wir ja nicht das Vergnügen den Vulkan in seiner ganzen Pracht zu sehen und auch den Osorno sahen wir nur von weitem in seiner vollen Pracht. Auch an anderen Stellen meinte das Wetter es nicht gut mit uns. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu letzt.
Das Bergmassiv Paine im Wolkenmeer.
Auf dem Weg zum Torres del Paine. Es regnet und die Wolken verhängen alles.
Hoffentlich können wir am Bergfuß die Türme doch sehen.
Auf geht es zum Base de las Torres.
Das Höhenprofil.
Erste große Pause bei der Chileno Lodge.
Die Kinder sind nicht tot zu kriegen.
Weiter geht es.
Beeindruckende Landschaften warten auf uns Auch der Weg ist überwiegend schön.
Da sieht man schon die Türme hervorlugen. 😁
Der letzte Aufstieg wird noch mal richtig anstrengend.
Weil seine Wanderschuhe nicht mehr dicht sind, geht Paul die ganze Strecke in Gummistiefeln. Aber auch die sind nicht mehr ganz dicht. 😅
Da sind sie und die Wolken reisen auf.
Kondor
Geschafft! Endlich sind wir da!
Auf dem Bild wirkt der See größer als er tatsächlich ist.
All diese Leute haben es geschafft. Und es sind so gut wie keine Kinder da. Schon gar nicht eine Familie mit vier Kindern.
ICH BIN SOOOOOOO STOLZ AUF MEINE KINDER!!! Ohne zu murren, sind sie alles hoch gestapft.
Pauli schafft es seinen intakten Gummistiefel zu wässern. Das Wasser läuft von oben rein. 🙄
Ein stolzer letzter Blick auf die Türme.
Wir haben sie gesehen!!! Ist das eine Freude! Friedrich und Hans sind vorne weg, um eine größere Chance zu haben. Steffen ist sooo stolz auf seine Familie, dass wir es geschlossen geschafft haben.
Rückweg.
Auf dem Rückweg entdecken wir noch einen Hasen.
Porzellan-Orchidee
Zurück am Auto haben sich die Wolken schon wieder zusammengezogen.
Meine Füße sind dankbar für die frische Luft 🤣 und die Kinder für das Zieleis.
Auf dem Parkplatz.
Am nächsten Morgen.
Letzter Blick auf die Berge. Heute ist das Wetter viel besser. Aber wir wollen Morgen in Punta Arenas in die Kirche gehen.
Gegen 11:45 verlassen wir die Reifen-Werkstatt und sausen Richtung El Calafate. Die Landschaft ist ziemlich eintönig. Ganz anders als wir sie uns vorgestellt haben. Es ist alles so trocken hier. Und obwohl sich Flüsse durch die Landschaft schlängeln und hier und da auch ziemlich große Seen sind, ist alles braun. Selbst an den Flussufern ist es nur teilweise grün. Das überrascht uns ziemlich. Wir überlegen, ob das schon immer so war oder erst eine Folge von anhaltender Dürre. Auch, dass am Wasser fast nichts wächst, gibt uns Rätsel auf.
Wir legen eine Mittagspause und noch eine kleiner Pause ein. Bei dem kurzen Zwischenstopp entdeckt meine Familie eine Echse. Sie erinnert an eine Agame, von seinen Bewegungen her. Steffen hat nicht raus gefunden, was das für ein Tierchen ist.
Mittagspause im Windschatten einiger großer Steine.
Und dann sind wir in El Calafate. Wow, eine Oase in der Wüste. Wir sind total überrascht von dem Städtchen. In Argentinien wirkt es ordentlicher und organisierter als in Chile. Die Touristinformation hilft uns sogar bei der Unterkunft-Suche und es gibt Info-Material ohne Ende. In der Stadt pulsiert das Leben. Es gibt nette Lokale und Geschäfte. Alles in der Hauptstraße ist auf den Tourismus ausgerichtet.
Die Stadt bekam ihren Namen von den Beeren ringsherum. Am Sonntag nach der Kirche und einem Mittagsschläfchen gehen wir noch am Strand spazieren. Auf dem Rückweg fällt uns eine Familie mit Eimern am Straßenrand auf. Sie sammelt irgendwelche Beeren von dem Stachelgestrüb. Steffen spricht sie an und fragt, was sie sammeln – Calafates. Die kann man essen und sie schmecken sehr gut. Die Frau kocht daraus Marmelade. Sie erinnern vom Geschmack her an Heidelbeeren. Und sie färben Hand und Mund genauso.
Friedrich und Marie-Luise werden von den Jugendlichen der Kirche für Mittwoch zu einer Aktivität eingeladen. Leider sind wir da schon wieder in Chile. Die beiden haben sich super wohl bei den Jugendlichen gefühlt. Die Gemeinde ist zwar nur klein, aber um so herzlicher.
Auf dem Weg zum Strand.
Und wie immer ist der erste Weg – ans Wasser. 😂
Wir entscheiden uns Richtung Stadt zu laufen.
Meine Vier Mini Möllers 😍
Und am Ende wartet ein toller Spielplatz auf meine Kinder.
Montag begeben wir uns schon recht früh auf den Weg zum heiß angepriesenen Gletscher Perito Moreno. Fast alle in El Calafate lebt von dem Gletscher und dem Nationalpark „Los Glaciares“. Die Touristen werden mit vielen Bussen hingefahren. Und wir gehören heute auch Mal dazu. Es gibt zwei Möglichkeiten den Gletscher zu bestaunen – zu Fuß oder per Boot. Wir wollen ihn zu Fuß erkunden und dann entscheiden, ob sich eine teure Bootsfahrt lohnt.
Wieder müssen wir am Eingang des Nationalparks bezahlen. Auch hier in Argentinien ist das so. Wir folgen einer asphaltierten geschlängelten Straße zum Parkplatz und können schon erste Blicke auf den gigantischen Gletscher erhaschen. Der ist der Hammer!!! Riesig, weiß und hoch! Wir werden immer hippeliger. Wir müssen unser Auto auf den unteren Parkplatz stellen, aber es fahren kostenlose Shuttle-Busse.
Auf dem Weg zum Gletscher begleitet uns Regen und ein Regenbogen.
Erst sind wir enttäuscht von den „Wegen“. Alles Gitterwege und eingezäunt. Beim näheren drüber nachdenken, ist das gar nicht so dumm. Es kommen tausende Touristen in der Hauptsaison hier her, um diesen Gletscher zu sehen. Wenn die einfach so die Wege langgehen würden, dann würde von der restlichen wunderschönen Natur nichts mehr übrig bleiben. Die Bäume, Sträucher und Blumen wären dem Untergang geweiht. Ist schon gut so, wie sie es organisiert haben. Dadurch können viele Menschen das Naturschauspiel genießen und die Natur wird weitestgehende geschont.
Die Wege.
Die Wege sind echt super angelegt. Sie zeigen den Gletscher mal von oben und dann von weiter unten, sodass das Ausmaß klar vor Augen geführt wird.
Wir können sogar zwei Mal beobachten wie der Gletscher kalbt. Und diese Stelle hätten wir vom Boot aus nie gesehen. Wir sind uns einig, so nah wie per Weg kommen wir mit dem Boot nicht an den Gletscher heran. Wir werden also keine Boots-Tour machen. An der einen Stelle beobachten wir den Gletscher bestimmt eine halbe Stunde (in der die zwei Abbrüche waren) und bummeln dann weiter. Ausgerechnet heute haben wir unsere Canon in der Cabana vergessen. So muss das Handy herhalten.
Bei all den Bildern fällt es schwer eine Auswahl zu treffen. 😅
Wir warten darauf, dass etwas passiert.
Beim Warten wird man schnell hungrig.
Und dann:
Mittagspause.
Wir laufen zum Auto zurück. Auf diesem Weg ist auch nicht ganz so viel los. Die meisten nutzen den Shuttle-Service für Hin- und Rückweg. Zurück in El Calafate machen wir noch einen Stadtbummel und es gibt für jeden ein Eis.
Im Nationalpark-Center holen wir noch ein paar Informationen über Flora und Fauna ein.
Hier kaufen wir den obligatorischen Kühlschrank-Magnet.
Es gibt noch mal so viele Sorten und nur zwei Kugeln. 😂
Dienstag wollen wir einfach nur ein bisschen wandern/laufen in der Natur fernab des Massentourismus. Am Lago Roca soll das super gehen. Wir fahren hin und entdecken wieder mal Flamingos und andere Vögel. Viel gelaufen sind wir nicht, aber eine schöne Zeit hatten wir trotzdem. Paul hat ganz viele Calafates gefuttert und dann haben die drei Kleinen am sowie im Wasser gespielt. Die Verrückten! Ich saß da und habe mit Jacke wegen des Windes trotzdem noch gefroren. 🤣
In Argentinien gibt es deutlich mehr Nandus als in Chile.
Die Calafate-Beeren.
Erst laufen wir ein ganz kleines Stück. Aber der Wind war so heftig, dass er uns total durchgeblasen hat.
Lecker!!! 😋
Auch welche?
Die Verrückten!
Paul ist noch vor Hans. 🥶
Der See gehört auch zum Nationalpark, aber hier braucht man keinen Eintritt bezahlen. Hier gibt es sogar einen kostenfreien Campingplatz. Den schauen wir uns auch noch an, machen ein Picknick und fahren zurück.
Wir suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen.
Zurück in der Cabana machen wir uns nach einer kurzen Pause wieder auf. In El Calafate gibt es ein kleines Vogel-Schutzgebiet. Das wollen meine beiden Vogel-Begeisterten unbedingt sehen. Steffen und Friedrich sammeln sozusagen Vögel. Im Vogelbuch hacken sie alle gesehenen Vögel mit Datum ab. Am Parkplatz gibt es einen super Spielplatz. Den nutzen die anderen. Ich beobachte sie eine Weile und lese dann etwas. Steffen und Friedrich kommen total begeistert wieder. Außerdem hat sich Steffen mit dem Wärter unterhalten. Er erzählte, dass hier alle Parks Eintritt kosten, weil der Staat sie finanziell nicht oder nur kaum unterstützt. D.h. für die Erhaltung der Parks können ausschließlich die Eintrittsgelder verwendet werden. Er erzählt weiter, dass dafür das Studium für jeden kostenlos sei. Für ein armes Land wie Argentinien eine enorme Leistung. Wenn man das alles bedenkt, dann ist es schon o.k., dass sie Eintritt verlangen. Wir Deutsche sind ganz schön verwöhnt!
Spielplatz …
… und auf der anderen Seite der Vogelpark.
Und dann feiern wir unser Bergfest des Urlaubs – wir gehen Essen in „Rústico Asador y Parrilla“. Es gibt eine Grillplatte für vier Personen mit Lamm, Rind und Hähnchen. Super rico!!! Das Ambiente ist total super und es schmeckt vorzüglich! Und dann ist unsere Zeit in El Calafate auch schon wieder vorbei.
Wir haben also die Grenze von Chile nach Argentinien endlich überschritten. Auch hier warten wieder Grenzformalitäten auf uns. Steffen geht mit unseren Pässen rein und wir warten auf die Durchsuchung unserer Sachen. Steffen kommt nach etwa 15 Minuten wieder raus und mit ihm der Grenzbeamte. Er öffnet uns die Sperre und lässt uns passieren – ohne irgendeine Kontrolle. 😮😁 Super! Wir müssen unseren chilenischen Honig nicht wegschmeißen.
Kurz nach der Grenze passieren wir eine Reihe von Seen und Tümpeln. Und da sehen wir sie zum ersten mal – Chile-Flamingos. Steffen kommt aus dem Fotografieren nicht mehr raus.
Die Landschaft ändert sich.
Wir halten an einer Kreuzung und orientieren uns. Da ruft Paul auf einmal: „Was ist denn das?“. Ein Gürteltier. Wow.
Hier gibt es so viele Tiere. Vor allem Vögel. Steffen und Friedrich kommen aus dem Bestimmen der Arten nicht mehr raus. 🤣
Nach einigen Fotostopps erreichen wir eine befestigte!!! Straße. 😄 Ist das eine Ruhe auf einmal beim Fahren. 😅
Das wird ausgenutzt. Wir brausen mit 120 km/h Richtung El Calafate dahin. Ich muss immer mal einem Schlagloch ausweichen, aber ansonsten ist die Straße einfach nur ein Traum. In Bajo Caracoles machen wir einen kurzen Stopp. Hier soll es eine Tankstelle geben. Die entpuppt sich allerdings nur als Dieselgenerator. Wir haben noch genügend Benzin bis zur nächsten Tankstelle. Im Hotel nebenan erwirbt Steffen für 10 Dollar eine miese Karte. Besser eine als keine. 😖
Der Dieselgenerator ist über und über mit Aufklebern beklebt.
Und dann ca. 100 km vor Gobernador Gregores rumpelt es auf einmal hinten links. Mir ist sofort klar, der Reifen ist geplatzt. Ich habe sowieso gerade wegen ein paar heftiger Schlaglöcher gebremst und komme schnell zum stehen. So ein Mist!!! Es lief doch gerade so gut. Aber rumheulen hilft nichts. Wo das Ersatzrad ist, wissen wir. Aber wir wissen nicht, wie wir es runterlassen können und den Wagenheber finden wir auch nicht. Wir laden den gesamten Kofferraum leer und finden – NICHTS. Zwei nette Herren, selbst auf dem Weg in den Urlaub, halten an und bieten uns Hilfe an. Steffen gibt dem einen die Betriebsanleitung des Autos. Und ihm fällt dann auch wieder ein, wo das Radwechsel-Set ist. Hinten links über dem Radkasten unter einem Aufbewahrungsfach. Da wäre ich nie drauf gekommen. Aber der Vorbesitzer hatte es Steffen beim Autokauf gezeigt. Nur gut, dass er sich dann doch noch daran erinnert hat!!! Mit der tatkräftigen Unterstützung der beiden Männer ist das Rad dann ziemlich schnell gewechselt. Und das Rad ist um Glück ein vollwertiges Rad.
Während des Wechselns entdeckt Friedrich noch ein Gürteltier. Das muss Steffen dann auch gleich nochmal filmen, fotografieren und anfassen. Es fühlt sich an wie ein Elefantenrüssel. Die ganze Zeit über wehte der Wind so heftig, dass es Paul beim Aussteigen erstmal umhaute. Und beim Pullern musste ich ihn dann auch festhalten. 🤣
Gürteltiere erinnern in ihren Bewegungen stark an unsere Igel. Auch der Kopf ist im vergleich zum Körper recht klein.
Endlose Straßen und am Straßenrand immer wieder Nandus und Guanakos.
Durch diesen unvorhergesehen Zwischenfall hatten wir überhaupt keine Chance mehr bis nach El Calafate zu fahren. Deshalb suchten wir in Gobernador Gregores eine Unterkunft und landen dann auf dem Zeltplatz.
Steffen bekommt heraus, dass Morgen früh gegen 9:30 die erste Reifenwechsel-Werkstatt aufmacht. In einer normalen Werkstatt gibt es keine Reifen zu kaufen. Wir überlegen noch hin und her, ob wir sie im nächsten Ort wechseln lassen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Aber am Ende entscheiden wir uns für das sofortige Wechseln, weil die anderen drei Räder auch schon ganz schön runtergefahren sind. Und ich habe keine Lust auf den endlosen Straßen ohne Ersatzrad zu stranden. Nach einigen Problemen mit der Bezahlerei (die Werkstatt hat kein Kartenlesegerät), werden die Räder gewechselt und das Ersatzrad kommt wieder an seinen Platz – unter das Auto.